Prominente

In Theresienstadt gab es Personen, die den Status des Prominenten erhielten. Dabei wurde zwischen Prominenten A und Prominenten B unterschieden. Die Prominenten A hatten diesen Status wahrscheinlich schon vor ihrem Eintreffen in Theresienstadt. Es waren Inhaber hoher Auszeichnungen aus dem 1. Weltkrieg, Personen, die z.B. mit dem bayrischen Königshaus verwandt oder mit Berühmtheiten befreundet waren, Wissenschaftler, Unternehmer, Künstler oder auch Frauen, die einstmals mit NS-Größen verheiratet gewesen waren oder Personen, die nahe Verwandte in gehobenen Positionen des Parteiapparates hatten.

Anfang 1944 lebten 94 "Prominente A" in Theresienstadt, wovon 6 eines "natürlichen" Todes starben. 9 "Prominente A" wurden mit den Herbsttransporten 1944 zusammen mit ihren Familien ins Gas geschickt - warum diese Personen, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Insgesamt überlebten also trotz ihres oft hohen Alters 79 "Prominente A", das sind 84%, von den übrigen Ghettoinsassen überlebten 14%, von den nach Osten Deportierten 4%.

Die Kommandantur bestimmte den Status und führte eine Liste der Prominenten A, die in einer Abschrift der Raumwirtschaft von dem dänischen Häftling Ralph Oppenhejm gerettet und später veröffentlicht werden konnte.

Für den Status des Prominenten B konnte jemand aber auch vom Ältestenrat der Kommandantur vorgeschlagen werden.
Als nach der Befreiung des Ghettos die Bestände der Ghettobücherei für den Abtransport nach Prag eingepackt wurden, fand die Hamburgerin Käthe Starke die Blätter des Prominentenalbums der Jüdischen Selbstverwaltung, sie hatten sich bei den von der SS bei der Flucht hinterlassenen Büchern und Akten befunden. Dies Prominentenalbum ist heute Bestandteil der Sammlung ´Das Theresienstadt-Konvolut. Die Namen dieser Kartei stimmen zum großen Teil mit denen auf der von Oppenhejm geretteten Liste überein. Beim Album der Selbstverwaltung scheinen sowohl Prominente A als auch Prominente B aufgenommen zu sein.

Ruth Bondy erstellte außerdem eine Liste mit 148 Namen auf der Grundlage einer Aktenmappe der jüdischen Selbstverwaltung, in der sich Protokolle und Gesuche von Gefangenen an den Ältestenrat und die SS befanden. Die Antragsteller baten um Anerkennung als Prominente, um Entlassung, um Schreiberlaubnis oder bessere Unterkunft. Einige dieser Antragsteller waren bereits als Prominente A anerkannt. Die Prominenten A lebten im Haus L 126, in L 128 lebte der "Prominente" Leo Baeck. In dem Gebäude Q 408/10 lebten beide "Kategorien" gemischt. Die Prominenten A kamen in den Genuss besserer Wohnbedingungen, sie wurden nicht zur Arbeit eingeteilt und bekamen in der Regel auch bessere Lebensmittelrationen. Vor allem aber waren sie transportgeschützt, zumindest zunächst. Letzteres waren die Prominenten B nicht.

Quellen

  • 1083
    1083. Ruth Bondy , Prominent auf Widerruf , in: Theresienstädter Studien und Dokumente 1995 Academia-Verlag, , Prag , S. 136ff.
  • 1151
    1151. Axel Feuß , Das Theresienstadt-Konvolut Altonaer Museum in Hamburg, Verlag Dölling und Galitz, , Hamburg/München 2002
  • 1153
    1153. Ralph Oppenhejm , An der Grenze des Lebens. Theresienstädter Tagebuch Verlag Rütten &Loening, , Hamburg 1961 , S. 183ff.

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