Befreiung durch die Rote Armee am 8. Mai 1945

Am 7. Mai verkündete Dunant als Vertreter des Internationalen Roten Kreuzes vom Balkon des Rathausturmes in Theresienstadt in deutscher und französischer Sprache die Kapitulation Deutschlands. Am 8. Mai wurde Theresienstadt Kampfgebiet. Einheiten der SS und der Wehrmacht zogen am Stadtrand in Richtung Litoměřice vorbei, ohne jedoch in das eigentliche Lager einzudringen. Am frühen Vormittag wurde die Westseite von E VI beschossen. Gegen 19.00 Uhr traf eine russische Granate das Haus Q 704. Aus den Trümmern wurde ein alter österreichischer Oberst tot und ein holländischer General verletzt geborgen. Schwere deutsche Panzer flüchteten in Richtung Prag. Um 21.00 Uhr dann rollte der erste russische Panzer durch das Lager. Er wurde von den Gefangenen mit Jubel begrüßt.

In das Lager selbst zogen die Russen am Morgen des 9. Mai 1945 ein.

Wir laufen zur Begrüßung hinaus. Die Russen werfen uns Zigaretten,Tabak, Brot und Zucker zu. Englische und französische Kriegsgefangene kommen zu uns ins Lager. Verbrüderung! Wilder denn je und in allen Sprachen durcheinander gesprochen. Es gibt keine Verdunkelung mehr, abends ist die Stadt hell erleuchtet. Überall brennen Feuer, wir sitzen herum, lachen, trinken und singen. Auf russischen Tanks fahren wir hinaus bis zur großen Überlandstraße, auf der die geschlagene deutsche Wehrmacht in Gefangenenlager trottet. Wir beschlagnahmen Proviantautos, trinken Bohnenkaffee und essen Schokolade. Wir kaufen direkt beim Grossisten, Stiefel in einer deutschen Lederfabrik.....Wir gehen in die kleine Stadt, die nur wenige Kilometer entfernt ist (Litoměřice) und reisen auf Rädern oder Pferden zurück. Aber die Welt ist so leer und die Zukunft vor uns öde. Ich möchte nur noch schlafen, sonst gar nichts mehr.“

Am 10. Mai übergab Paul Dunant das Kommando einem russischen Offizier. Die Leitung der Selbstverwaltung ging an Ing. Georg Vogel, einen Prager Kommunisten, der seit 1941 im Lager war und der bereits dem ersten Ältestenrat angehört hatte. Am 13. Mai hielt Major Kusmin, der russische Kommandant, seinen ersten öffentlichen Appell ab.

Quellen

  • 67
    67. Hans Günther Adler , Theresienstadt 1941 - 1945, Das Antlitz einer Zwangsgemeinschaft Mohr - Verlag, , Tübingen, 2. Aufl. 1960 , S. 216f.

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