siehe auch Lidice-Begräbnismannschaft
Neben den in den Jahren zwischen 1941 und 1945 im Lager und in der Umgebung durchgeführten Arbeiten wurden mehrere Arbeitskommandos aus Theresienstädter Gefangenen gebildet, die für längere Zeiträume außerhalb des Ghettos Arbeitsprojekte durchführen mussten. Insgesamt waren es acht Gruppen, die zur Arbeit außerhalb des Ghettos eingeteilt wurden. Die Aufenthaltsorte dieser als „Außenarbeit“ oder „Außenkommandos“ bezeichneten Gruppen waren
Die in den Kommandos beschäftigten Gefangenen wurden weiter in der Theresienstädter Lagerkartei geführt. Die Anzahl der Kommandomitglieder war unterschiedlich, die Dauer des Aufenthaltes schwankte. Während das Kommando Regen nur 10 Tage im Einsatz war, wurden die Häftlinge in Panenské Břežany von Juli 1942 bis zum 11. Februar 1944 dort beschäftigt. Die meisten Häftlinge erforderte der Einsatz in Křivoklát, nämlich 1.000 Frauen, die wenigsten – insgesamt 41 Männer - gingen nach Regen.
Den Mitgliedern einiger Arbeitskommandos (wie z. B. den Wulkowern) war versprochen worden, ihre im Ghetto zurückbleibenden Angehörigen während der Zeit des Arbeitskommandos nicht in die Osttransporte einzureihen. Bei den Wulkowern hielt sich die SS an dieses Versprechen.
Grundsätzlich war der postalische Kontakt zwischen den Mitgliedern der Außenkommandos und den Angehörigen im Ghetto möglich und da die Post nicht als eine „nach außen“ oder „von außen“ betrachtet wurde, waren die Gefangenen auch nicht an die wöchentliche Quote gebunden. Die Mitglieder der Arbeitskommandos durften ihren Angehörigen in der Regel einmal wöchentlich schreiben. Bis Anfang 1945 trugen die Karten die Aufschrift „Ghettopost“, dann den Stempel „Post des Jüdischen Siedlungsgebietes Theresienstadt“. Die Karten unterlagen selbstverständlich der Zensur. Es ist unklar, ob die Gefangenen z. B. in Wulkow Päckchen erhalten durften. Die Mitteilungen durften nur in deutscher Sprache geschrieben sein.
Theresienstadt hatte im Rahmen der deutschen Kriegswirtschaft eine geringe Bedeutung. Diese Einschätzung trifft auch auf die acht Außenkommandos zu. Das Motiv der Gefangenen, sich für die Außenkommandos zu melden, war vor allem, daß ihren Angehörigen für die Zeit ihres Einsatzes Schutz vor den Osttransporten versprochen wurde. Die Gefangenen erhielten für die Arbeit in den Betrieben oder für die Arbeit bei staatlichen Stellen oder Privatpersonen keine Entlohnung. Wenn Entgelte gezahlt wurden, dann auf das Konto der SS-Kommandantur in Theresienstadt.
Über diesen Arbeitseinsatz, der vom 13. April bis zum 25. Oktober 1942 dauerte und an dem 60 Männer teilnahmen, ist nur wenig Archivmaterial vorhanden.
Im Tagesbefehl vom 10. April 1942 teilte Lagerinspekteur Bergl mit, daß innerhalb von drei Tagen ein Arbeitskommando, bestehend aus 60 Männern, zusammengestellt werden solle. Der Tagesbefehl erwähnte auch, daß es sich um die Arbeit in einer Bleistiftfabrik handeln könne. Dies ist jedoch nicht der Fall gewesen. Die Theresienstädter Gefangenen wurden dagegen zum Bau von Straßen und zur Ausbesserung von Waldwegen in der Nähe von Hluboká nad Iltavou eingesetzt. In den Wäldern, die ursprünglich dem Fürsten von Schwarzenberg gehörten, lag die inzwischen von der Gestapo übernommene Jagdhütte „ Stará obava“, die damals als Genesungsheim für deutsche Offiziere diente. Die Theresienstädter Gefangenen wurden von Angehörigen der Wehrmacht und tschechischen Gendarmen bewacht, die oftmals wegsahen, wenn Einheimische den Gefangenen Lebensmittel zusteckten.
Eine erste Gruppe von jüdischen Gefangenen aus Theresienstadt trat in einer Stärke von 100 Mann am 22. Februar 1942 ihre Arbeit in den Kladnoer Bergwerken an, eine zweite Gruppe mit 200 Mann folgte am 16. März 1942. Der Arbeitseinsatz endete im Juli 1943. Die Mitglieder dieses Kommandos waren zwischen 20 und 35 Jahre alt.
Am 23. Februar 1943 hatte sich die Bergbaudirektion der Prager Eisengesellschaft an das Arbeitsamt Kladno gewandt und um 50 jüdische, kräftige, männliche Arbeiter im Alter zwischen 18 und 50 Jahren gebeten. Grund für diese Anfrage war der zunehmende Arbeitskräftemangel in den Kladnoer Bergwerken zu einer Zeit, in der auch noch der Transport der Kladnoer Juden nach Theresienstadt vorbereitet wurde. Mit ihnen, so befürchtete man, würden die Prager Eisenwerke (PEG) weitere Arbeitskräfte verlieren. Obwohl sich die Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Prag anfangs ablehnend verhielt, gelang es dem Direktor des Syndikats der Kladnoer Steinkohlenbergwerke, Alexander von Moll-Moldheim, Ersatz für die verlorengegangenen Arbeitskräfte zu bekommen.
Die Entsendung des Kommandos aus Theresienstadt nach Kladno war zeitlich begrenzt. Es sollte in dem Moment abgezogen werden, wenn es dem Betrieb gelungen war, die Arbeitskräfte des Kommandos durch „arische“ Arbeitskräfte zu ersetzen. Moll-Moldheim half auch beim Ersuchen der Steinkohlen AG Lány-Rakovník, die sich ebenfalls um Arbeitskräfte an die Zentralstelle gewandt hatte. Für die PEG arbeiteten die Häftlinge aus Theresienstadt in den Bergwerken „Ronna“, „Mayrau“ und „Schoeller“ und für die Steinkohlen AG Lány-Rakovník im Bergwerk Prago in Dubí. Die Arbeit untertage in den Bergwerken war schwer und nicht selten gefährlich. Sie wurde von den Häftlingen geschätzt, weil sie hier nicht ständig unter der Aufsicht der SS standen und Kontakte zu zivilen Arbeitern aufnehmen konnten.
Ab Anfang April 1942 arbeiteten Häftlinge des Ghettos Theresienstadt für die Rossnitzer Bergbaugesellschaft „Liebe Gottes“ mit Sitz in Brünn. Es handelte sich um 100 männliche Gefangene im Alter zwischen 18–50 Jahren, die in der Zeit vom 4. April 1942 bis Ende August des gleichen Jahres dort arbeiteten.
Die Rossitzer Bergwerksgesellschaft besaß neben den Ziegelwerken in Zastávka bei Brünn insgesamt vier Bergwerke, „Julius“ in Zastávka bei Brünn, „Ferdinand“ in Babice, „Heinrich“ in Zbýšov bei Brünn und „Kukla“ in Oslavany. In „Kukla“ wurden die Männer aus Theresienstadt eingesetzt.
Über die sogenannte Arbeitsgruppe „Oslavan“ wurden die Gefangenen durch den Tagesbefehl vom 26. März 1942 informiert. Es sollten sich Männer von 18 bis 50 Jahren melden. Eine freiwillige Meldung schloss jedoch eine andere Zuteilung nicht aus. Während der Vorbereitungen herrschte in Theresienstadt Nervosität, da zur gleichen Zeit die Transporte ins polnische Pisaski und der Frauentransport nach Křivoklát vorbereitet wurden. Egon Redlich vermerkte dazu in seinem Tagebuch: „1.000 Frauen Křivoklát, ein Transport nach Polen. 100 Männer nach Oslavany. Bewegung, angespannte Nerven. Verantwortung.“ Der Lagerkommandant erlaubte vor der Abfahrt des Transportes am 4. April 1942 um 18.53 Uhr in drei Waggons die Verabschiedung in den Frauenkasernen.
Das Arbeitskommando aus Theresienstadt wurde im Bergwerk „Kukla“ in Oslavan eingesetzt, nachdem das jüdische Lager in der Gerberei in Ivančice und das dortige Ghetto aufgegeben worden waren. Im Bergwerk „Kukla“ hatten vorher Gefangene aus diesem Lager gearbeitet. Die Häftlinge aus Theresienstadt dienten sozusagen als Ersatz für die abgeschobene jüdische Einwohnerschaft des Ortes. Die in Oslavan eingesetzten jüdischen Gefangenen aus Theresienstadt wurden in der Anfangszeit nach 2 –3 Monaten in die Osttransporte eingegliedert. Nach Beendigung ihres Arbeitseinsatzes im August 1943 arbeiteten hier bis zur Befreiung am 18. April 1945 Juden aus „Mischehen“ und „Mischlinge“. Überlebende berichten, daß es Kontakte gab zwischen den Theresienstädter Häftlingen und der einheimischen Bevölkerung.
Eine bloße Episode war der letzte Arbeitseinsatz Theresienstädter Häftlinge im Frühjahr 1945 in Schnarchenreuth bei Hof und in Regen im Bayrischen Wald.
Zwischen dem 11. und 22. März 1945 verließen drei Transporte Theresienstadt mit dem Zug. Die zum Kommando Schnarchenreuth gehörenden 61 Männer kamen auf dem Bahnhof in Hof an, wurden dann auf LKWs verladen und zu einem Gut gefahren, in dessen Scheune die Häftlinge untergebracht wurden. Die Häftlinge kamen aufgrund der chaotischen Zustände in den letzten Kriegswochen überhaupt nicht dazu, ihre eigentliche Aufgabe, nämlich den Bau von Baracken im Auftrag des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA), zu beginnen. Sie waren die ganze Zeit damit beschäftigt, Baumaterial in der Umgebung zu sammeln, Bäume zu fällen und diese zur Verarbeitung in die Sägewerke zu transportieren. Bei den Fahrten mit den LKWs und den Pferdegespannen waren die Häftlinge dabei den Angriffen amerikanischer Tiefflieger ausgesetzt. Das Kommando wurde von SS-Obersturmführer Stuschka geleitet, der bereits Lagerkommandant in Wulkow war. Er hatte seinen brutalen Kapo Raffaelsohn mit nach Schnarchenreuth gebracht. Stuschka hatte bei der Auswahl der Häftlinge in Theresienstadt darauf geachtet, daß ehemalige Wulkower in das neue Kommando kamen.
Das Arbeitskommando konnte den Auftrag des Barackenbaues nicht durchführen. Die Rückkehr der Gruppe nach Theresienstadt gestaltete sich in den Wirren der letzten Kriegstage sehr schwierig. Da Transportkapazität von der Reichsbahn nicht zu bekommen war, machte sich die Gruppe Mitte April unter der Leitung von SS-Offizieren zu Fuß auf den 195 Km langen Rückweg, wobei die Gefangenen mit Munition und dem Gepäck der SS-Offiziere beladene Karren ziehen mussten. Nach sechs Tagen, am 20. April 1945, erreichte die Gruppe erschöpft Theresienstadt.
Das nach Regen im bayrischen Wald befohlene Arbeitskommando verließ Theresienstadt am 10. April 1945 mit 40 jungen Männern. Auch in diesem Arbeitskommando waren ehemalige „Wulkower“ dabei. Sie fuhren in einem mit Holzteilen beladenen Güterzug ab, an dem Personenwaggons angehängt waren.
Der Gruppe selbst war das Ziel nicht bekannt. Der Weg führte über Prag, Pilsen, Klattau und Markt Eisenstein nach Regen. Die Barackenteile wurden direkt an der Bahn abgeladen. Als Unterkunft diente den Häftlingen der Güterwaggon. Die Gefangenen berichteten, daß das Verhalten der sie begleitenden SS-Leute korrekt gewesen sei. Die Gruppe verbrachte vier Tage in Regen und kehrte wegen der Bombardierung Pilsens am 20. April über Klattau, Schüttenhofen, Strakonitz, Kammwald, Beraun und Prag nach Theresienstadt zurück.
Am 2. März 1944 verläßt das sogenannte Kommando Zossen mit 200 männlichen Häftlingen das Ghetto, um in Wulkow südöstlich von Berlin ein Barackenlager für die SS zu bauen. Das Kommando wurde später auf 260 Mann erhöht. 45 Gefangene sollen im Herbst strafweise nach Sachsenhausen und dann auf die Kleine Festung gebracht worden sein (10 Überlebende). Am 2. Februar wurde das Lager Zossen evakuiert, es wurde Proviant für 3 Tage ausgegeben, die Rückfahrt über Berlin, Halle, Würzburg, Nürnberg und Prag dauerte jedoch acht Tage. Am 10. Februar 1945 kehrt das Kommando nach Theresienstadt zurück.
W. Görner : „KZ-Ghetto Theresienstadt“, Berlin 1948, berichtet in seinem Buch über die Außenarbeitsgruppe Wulkow. Er erwähnt 235 Arbeiter, einen gewissen Franz Stuschka (oder Stuczka) als Obersturmbannführer, eine Wachmannschaft von 10 SS-Leuten, deutsche Fachkräfte und Ingenieure. Görner wurde Lagerleiter, dann abgesetzt und von einem gewissen Raffaelsohn ersetzt, der Stuschka bei seinen Mißhandlungen unterstützte, deswegen nach dem Krieg in der CSR zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Die Verpflegung kam aus Theresienstadt, wurde von Stuschka jedoch immer reduziert, so daß die Arbeiter hungerten. Arbeitszeit im Sommer von 6 – 22 Uhr, im Winter von 7 Uhr bis zur Dunkelheit. Keine freien Tage. 25 Frauen kamen aus Theresienstadt, die sich ums Essen und die Wäsche kümmern sollten. Stuschka veranstaltete Zählappelle, die wie Orgien abliefen. Er ließ die Frauen sich in Pfützen setzen und den Schlamm mit dem Gesäß in einer Pfütze hin und herschieben. Andere Frauen mußten in der Pfütze baden.
Die Arbeitsgruppe erstellte im Wald 110 Bauwerke, Wohn-, Arbeits- und Küchenbaracken, Aktenbunker, Feuerlöschteiche und Garagen, eine Abwasserkanalisation, eine Brunnenanlage mit modernsten Pumpen.
Dieses Lager war als Gestapoausweichquartier für Berlin vorgesehen und im Herbst 1944 teilweise bezogen.
Heinrich Müller, Chef des Amtes IV im Reichssicherheitshauptamt, beauftragte Eichmann damit, eine zweite Dienststelle der Gestapo zu errichten, sozusagen als Ausweichquartier.
Müller schrieb einen Brief an Dr. Erwin Weinmann, den Befehlshaber des SD und der Sicherheitspolizei im Protektorat. Er ersuchte um die Ausleihe von 18-20 Baracken, die in Theresienstadt überzählig seien. Das Ausweichlager sollte in Wulkow, etwa 60 Km östlich von Berlin an der Bahnstrecke nach Küstrin gebaut werden. Es bekam den Tarnnamen Dachs. Der Adjutant Müllers, SS-Obersturmführer Albert Duchstein, wurde mit der Organisation des Baues betraut.
In Theresienstadt meldeten sich nach einer entsprechenden Ankündigung zu Beginn des Jahres 1944 nur wenige junge Männer für das Arbeitskommando, auch nicht, als die SS ankündigen ließ, daß den Angehörigen des Kommandos Transportschutz gewährt würde. Die Selbstverwaltung musste weitere Männer auf die Liste setzen. Die SS sollte sich an den Transportschutz halten. Wohl auch, weil Geiseln eher an Flucht hindern als Stacheldraht und Posten. Das Antreten fand im Rathaushof statt. Rahm war zu betrunken, um eine geordnete Rede halten zu können. Am 2. März 1944 wurden etwa 200 Männer mit Personenwagen von Bohušovice aus nach Wulkow transportiert. Auf mitgeführten Ladewagen waren die Barackenteile verladen worden. Der Zug wurde begleitet von SS-Hauptsturmführer Möhs und den SS-Scharführern Glaser und Hanke.
Der eigentliche Bauort befand sich in einem waldigen Gelände der Seelower Höhen. Hanke, der zeitweilig als Lagerkommandant fungierte, verhielt sich den Zeugenaussagen entsprechend anständig zu den Häftlingen, keine Brutalitäten, keine Quälereien. Dann wurde SS-Obersturmführer Stuschka aus Wien eingesetzt, der die Häftlinge brutal behandelte, prügelte und zur schärferen Bestrafung entweder nach Sachsenhausen oder in die Kleine Festung transportieren ließ, was für viele das Todesurteil bedeutete. Das Lager wurde später von volksdeutschen SS-Leuten bewacht. Im Jerusalemer Prozeß gegen Eichmann wurde ein Besuch Eichmanns in Wulkow erwähnt.
Transporte aus Theresienstadt nach Wulkow und aus Wulkow nach Theresienstadt:
2. 3. 1944 200 Männer nach Wulkow
29. 3. 1944 38 Männer nach Wulkow
30. 3. 1944 3 Männer aus Wulkow nach T.
1. 4. 1944 35 Männer aus Wulkow nach T.
18. 4. 1944 35 Männer nach Wulkow
25. 4. 1944 6 Männer nach Wulkow
28. 6. 1944 20 Frauen nach Wulkow
30. 6. 1944 38 Männer und 8 Frauen von Wulkow nach T.
13. 7. 1944 1 Mann aus Wulkow nach T.
14. 8. 1944 2 Männer aus Wulkow nach T.
25. 8. 1944 55 Männer und 14 Frauen nach Wulkow
28. 8. 1944 20 Männer und 1 Frau von Wulkow nach T.
Der letzte bekannte Personenstand des Wulkower Lagers beträgt 260 Personen. Nach Theresienstadt kehrten im Februar 1945 jedoch nur 215 Personen zurück (Verzeichnis der Rückkehrer der Jüdischen Selbstverwaltung vom 10. Februar 1945)
Die fehlenden 45 Personen sind jene, die Obersturmführer Stuschka mit Sachsenhausen und der Kleinen Festung bestraft hatte. Rahm ließ diese Häftlinge nach einem Gespräch mit Murmelstein am 20. Februar 1945 aus dem Personenstand des Lagers streichen.