Der Wiener Johann Vostrel war Fahrdienstleiter des SS-Kommandos im Ghetto Theresienstadt. Auch er verbreitete durch sein brutales Verhalten Angst bei den Gefangenen. Vor der Kommission zur Feststellung von Kriegsverbrechen beim Rat der Jüdischen Kultusgemeinden in Prag hat der ehemalige Kommandant der jüdischen Ghettowache ausgesagt, nicht nur der Lagerinspektor Bergel habe an den Hinrichtungen von Häftlingen Anfang 1942 teilgenommen, sondern auch Vostrel. Dieser hätte, so die Aussage, zusammen mit Bergel auf einem sich am Galgen noch bewegenden Leichnam fünf Schüsse abgegeben. Vostrel beteiligte sich ebenfalls an der Abfertigung der Deportationsgruppen, wobei er besonders rücksichtslos und brutal gegen Kinder und alte Männer vorging. Vostrel war regelmäßig dabei, denn seine Aufgabe war es, das Gepäck und die Verpflegung der Häftlinge, was immer die SS darunter verstand, zum Bahnhof nach Bohušovice zu fahren (bis zum Bau der Bahnlinie zwischen Bohušovice und Theresienstadt).
E.S., eine zeitweilig mit Burger befreundete bei der Kommandantur diensttuende Telefonistin berichtete in einem Gespräch mit Frau Müller-Tupath: „ Das muss so schrecklich gewesen sein, wie die alten und kranken Leute regelrecht von den Tragen auf die Lastwagen geschmissen und abgeladen wurden, daß sich die tschechische Bevölkerung in Bohušovice beschwert hat. Die Menschen, die einigermaßen laufen konnten, wurden ja zu Fuß nach Theresienstadt gebracht. Nein, sie wurden regelrecht nach Theresienstadt geschlagen und geprügelt. Und weil die tschechische Bevölkerung das nicht mehr hat sehen wollen, wurde die Bahnlinie bis nach Theresienstadt hinein gebaut. Einmal habe ich einen solchen Elendstransport auch gesehen, das war noch zu Seidls Zeit. Ich bin damals sehr gerne geritten (.....). Also, bei einem Ausritt sah ich, wie ein Transport unterwegs war. Es ging durch ein Gehölz. Die Menschen konnten ja nicht austreten, und so durften sie dann ins Gehölz gehen. Da sah ich, wie eine alte Frau aus dem Gebüsch gezerrt und furchtbar geschlagen wurde. Ich bin dann näher herangeritten und habe geschrien: “Aufhören, sofort aufhören!“ Beim Seidl habe ich mich dann abends sehr aufgeregt darüber beschwert, wie diese Leute behandelt werden. Als Burger dann kam, wurde alles noch viel schlimmer. Er war ein Sadist.“
Obwohl Vostrel bei seinen Vernehmungen sich immer nur an die Vergehen anderer erinnern konnte, scheint er gerade bei diesen Vorgängen eine Rolle gespielt zu haben. Vostrel war auch an dem Transport der Kinderleichen beteiligt, die Anfang Oktober 1944 aus der Kleinen Festung zur Einäscherung ins Krematorium gebracht wurden. Es handelte sich dabei um die aufgrund von Krankheit nicht mit nach Auschwitz deportierten Kinder aus Bialystok, die von Burger zur Tötung in die Kleine Festung überstellt wurden. Vostrel gab zu, zumindest Fahrer und Lastwagen für diesen Transport gestellt zu haben.