Heinz Jakob Schumann wurde am 14. Mai 1924 im Berliner Scheunenviertel (Berlin-Mitte) geboren. Seine Mutter entstammte einer großen jüdischen Familie, deren Mitglieder in Berlin Friseursalons besaßen. Der Vater kam aus einer jüdischen Handwerkerfamilie, war Dekorateur und Polsterer, trat später der jüdischen Gemeinde bei. Er wurde als Soldat im 1. Weltkrieg mehrfach verwundet. „Coco“ Schumann galt also als Halbjude. Seine Familie war musikalisch. Einer seiner vielen Onkel spielte in einer Zigeunerband mit. Mit einer geschenkten Gitarre begann er 1936 die ersten Akkorde zu üben, nahm Unterricht, lernte vom Zuhören in den Bars, in denen er sich trotz seiner Jugend herumtrieb. Zur Arbeit als Klempner verpflichtet, verbrachte er die Nächte in Musikkneipen, von denen alle wussten, dass hier der verbotene Jazz und Swing gespielt wurde. Bald hatte er seine ersten eigenen Auftritte und lernte Helmut Zacharias und Bully Buhlan kennen.
Während die Nazis die Verfolgung der Juden forcierten und immer neue Erlasse ihr Leben einschränkten, lebte Coco (diesen Spitznamen bekam er erst später) in und mit seiner Musik. Er spielte in Arndts Bierbar am Oliver Platz, in der Rosendiele und in der Rosita-Bar mit Tullio Mobiglia und sein Können auf der Gitarre wuchs stetig. Im März 1943 wurde er in die Sammelstelle für Transporte am jüdischen Krankenhaus gebracht. Eigentlich war er für einen Transport nach Auschwitz vorgesehen, kam auf Intervention seines Vaters beim Lagerleiter Doeberke dann jedoch in einen Transport nach Theresienstadt. Hier traf er seine Großeltern wieder und dieses Treffen war gleichzeitig der Abschied für immer. Schon nach wenigen Tagen hatte er Kontakt zu anderen Musikern und wurde als Schlagzeuger Mitglied einer Gruppe, die sich Ghetto-Swingers nannte. Otto Sattler, Kurt Maier und Eric Vogel, legendäre Jazzmusiker aus Prag, spielten hier mit, um im Elend des Lagers ein wenig Ablenkung zu schaffen. „Wenn ich spielte, vergaß ich, wo ich stand. Die Welt war in Ordnung, das Leid der Menschen um mich herum verschwand – das Leben war schön. Nichts lag mir in jenen Momenten ferner als die Mauer, die uns umgab, als die abgemagerten Menschen, als die Transporte ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
Wir waren eine ‚normale’ Band mit einem ‚normalen’ Publikum. Wir wußten alles und vergaßen alles im gleichen Moment für ein paar Takte Musik. Wir spielten für uns und unser Leben – wie alle in dieser Stadt, diesem grausamen verlogenen Bühnenbild für Theateraufführungen, Kinderopern, Kabaretts, wissenschaftliche Vorträge, Sportveranstaltungen, für ein absurdes soziales Leben und ein skurril selbstverwaltetes Überleben in der Warteschlange vor den Öfen des Dritten Reiches.“ Die Ghetto-Swingers erfüllten ihre Aufgabe im Rahmen der Verschönerungsaktion und hatten ihre Auftritte in dem von Kurt Gerron gedrehten Film „Aus dem jüdischen Siedlungsbiet“. Den Akteuren hatte man das Leben versprochen, doch sofort nach der Beendigung der Dreharbeiten wurden sie in den nächsten Transport nach Auschwitz gesteckt. Am 28. September 1944 bestieg Coco Schumann den Viehwaggon des Zuges, der ihn und Kurt Gerron nach Auschwitz brachte. Auf der Rampe von Auschwitz wurde er nach Angabe eines falschen Alters und Berufes von Mengele den ´Lebenden´ zugeteilt. Kurt Gerron und seine Frau wurden bereits kurz nach der Ankunft im Gas ermordet.
In Auschwitz-Birkenau spielte Coco Schumann zusammen mit anderen Häftlingen buchstäblich um sein Leben. Immer wieder entging er nur knapp dem Tod, überstand nur mit Glück die vielen Selektionen. Anfang 1945, als das Lager geräumt wurde, kam er mit einem Transport nach Kaufering, überlebte auch dieses Lager und einen Todesmarsch in Richtung Innsbruck, wo er bei Wolfrathshausen – inzwischen von Flecktyphus befallen - von amerikanischen Truppen befreit wurde.
Nach der Gesundung fuhr er in das zerstörte Berlin, fand seinen Onkel Max wieder, der als „U-Boot“ überlebt hatte, seine wie durch ein Wunder lebenden Eltern, seinen jüngeren Bruder Jürgen. In einer Kellerkneipe fand er Helmut Zachariáš und Bully Buhlan und schon bald spielte er wieder seine Musik. Im August 1945 traf er Gertraud Goldschmidt, die, wie er, Theresienstadt überlebt hatte. Sie blieben zusammen.
Schumann spielte in den nächsten Jahren in unterschiedlichen Bands, mal mit Helmut Zachariáš, dann wieder mit anderen Partnern.
Er tingelte durch Berliner Musikkneipen und ging auf Tournee durch ganz Deutschland. Er spielte in Bars, machte Schallplatten, hatte Verträge mit dem Rundfunk, trat im Fernsehen und in Filmproduktionen auf. Fast zwei Jahre lang lebte und musizierte er in Australien, hatte große Erfolge, bis ihn das Heimweh packte und er nach Berlin zurückkehrte. Jahre fuhr er auf Passagierschiffen, u. a. auf der Hanseatic, besaß kurzzeitig eine Kneipe, ging wieder auf Tournee. Noch als 75Jähriger spielte er in seiner Band. Er hat ein Buch geschrieben, ein Film wurde gedreht.
Im Herbst 2001 gab er vor Überlebenden und vielen Gästen in Terezín im Kulturhaus der Stadt ein Konzert.