Der Theresienstadtfilm von Kurt Gerron, der im August und September 1944 gedreht und im März 1945 fertig wurde, ist nicht das einzige Filmprojekt gewesen. Bereits vorher hatte es Initiativen gegeben, wie z.B. Hans Hofer in dem 1968 im Europa-Verlag Wien erschienenen Buch "Theresienstadt" berichtet (S. 194f).
Danach soll bereits Ende 1942 im Lager das Gerücht herumgegangen sein, es solle ein Film über Theresienstadt gedreht werden, der als Mittel gegen die Greuelpropaganda verwendet werden sollte. Mit der Leitung dieses Projektes war angeblich SS-Hauptsturmführer Otto vom Stab des Kommandanten Dr. Siegfried Seidl beauftragt worden. Otto ließ die Prager Regisseurin Irena Dodalová rufen und gab ihr den offiziellen Auftrag, ihm innerhalb von acht Tagen einen Entwurf für einen „Kulturfilm“ vorzulegen. Frau Dodalová sicherte sich die Hilfe eines jungen Regisseurs und eines Kameramannes und zusammen mit ihnen und der Hilfe von Petr Kien gelang es ihr tatsächlich, innerhalb der gestellten Frist den Entwurf vorzulegen. Otto befahl daraufhin die Räumung eines Zimmers in der Magdeburger Kaserne. Das Zimmer wurde mit Schreibtisch, Schreibmaschine, Zeichentisch usw. ausgestattet. An der Tür wurde das Schild „Kanzlei des Theresienstädter Films“ und „Eintritt strengstens verboten“ angebracht. Ein Polizist der Ghettowache und ein Funktionär des Transportwesens wurden von ihrer Arbeit befreit und widmeten sich nun dem Drehbuch. Der Lagerkommandant sandte das fertige Drehbuch nach Berlin. Wochen später kam die Nachricht: „Morgen erster Drehtag“. Niemand wußte, was gedreht werden sollte, denn aus Berlin war ein völlig verändertes Drehbuch zurückgekommen. (Lt. Karel Margry - Quelle unten war das Drehbuch fast identisch mit Petr Kiens Originalfassung) Man hatte dem Film eine Handlung gegeben. Ein Teil war bereits in Prag gedreht worden. Man hatte eine Familie einfach in den nächsten Transport eingereiht und verfolgte den Weg dieser Familie Holländer nun mit der Kamera. Familie Holländer erhält die Einberufung zum Transport. Holländer geht zur Jüdischen Kultusgemeinde, man sieht das alte jüdische Rathaus, eine Sitzung des Ältestenrates, Holländer packt, die Fahrt zum Sammelplatz auf dem Messegelände, drei Tage in der Baracke auf dem Messegelände, Essensausgabe, Schlafen usw.. Dann folgt die Einwaggonierung, die Fahrt, Ankunft in Bohušovice, Fußmarsch nach Theresienstadt, Ankunft im Ghetto. An dieser Stelle mußte nun die Arbeit der Frau Dodalová einsetzen: Holländer wird visitiert ("geschleust), Holländer erhält ein Quartier zugeteilt, Holländer geht zur Arbeitszentrale, Holländer auf seinem Arbeitsplatz im Holzlager, Holländer geht Essen holen, Holländer im Kabarett, Holländer geht schlafen. Dazwischen einige Straßen, Kindergebrüll usw..
Der Film kam nach Prag, wurde vorgeführt und wanderte in irgendein Archiv. Die Familie Holländer wurde später nach Auschwitz deportiert.
Ende der 1990er wurden ein Drehbuchkonzept und einige Einzelaufnahmen gefunden, die bemerkenswerteste Quelle zu diesem Thema ist jedoch ein 8 Minuten langer Filmstreifen, der 1994 im Polnischen Filmarchiv „Wytwornia Filmow Dokumentalnych“ (WFDiF) in Warschau aufgefunden wurden.
Der Autor des Drehbuchkonzeptes ist nicht bekannt. Dargestellt wird die Geschichte des Ghettos Theresienstadt vom Herbst 1941 bis Spätsommer 1942. Das Dokument ist schockierend mit seinem unerwartet krassen Realismus: die Einzäunung der Bevölkerung, die Überfüllung, der Hunger und die Unterernährung, die mangelhafte ärztliche Versorgung, das Elend der Alten und Kranken, die erschreckende Todesrate, die willkürlichen, despotischen Befehle, die erschöpfenden Arbeitsanforderungen und obwohl Theresienstadt - offiziell - eine "Endstation" war der Hinweis auf die drohenden Osttransporte. Es überrascht nicht, daß dieses Skript nicht akzeptiert wurde.