Bahnlinie Bohušovice-Theresienstadt

Bohušovice nad Ohří (deutsch Bauschowitz an der Eger) ist eine Stadt mit 2.544 Einwohnern (1. Januar 2004). Sie liegt 6 km südlich von Litoměřice in 150m ü.M. am linken Ufer der Eger.

siehe auch Zählung im Bohušovicer Kessel

Alle ankommenden und abgehenden Transporte wurden bis Juni 1943 auf dem Bahnhof Bohušovice abgefertigt. Die in Bohušovice ankommenden Menschen mußten mit ihrem Gepäck die etwa 2,5 Km lange Strecke bis zum Ghetto unter der Bewachung von Gendarmen marschieren, Kranke und Gebrechliche wurden auf Lastwagen transportiert. In dieser Zeit herrschte für die Bevölkerung des Ortes Ausgangssperre. Kontakt mit dem Mitgliedern des Transportes war strikt verboten. Dennoch gelang es immer wieder, Kontakt zu Bewohnern von Bohušovice herzustellen, die in vielen Fällen halfen, Kassiber beförderten, Medikamente besorgten usw.. Heimlich wurden Fotos von den in Richtung Ghetto marschierenden Transportgruppen gemacht. Es handelt sich bei diesen Fotos um Raritäten, denn Fotografieren war bei strengen Strafen verboten. Der Beschluß der SS, eine Bahnlinie bauen zu lassen, diente sicherlich nicht der Bequemlichkeit für die Gefangenen. Vielmehr sollten das Geschehen im Ghetto und die Transporttätigkeit weitestgehend von der tschechischen Öffentlichkeit abgeschirmt werden.

Am 24. August 1942 wurde mit dem Bau der 2,5 Km langen Strecke aufgrund der im Herbst 1941 erstellten Pläne begonnen. An 245 Arbeitstagen haben etwa 300 Personen in zwei Schichten bei jedem Wetter unter der Leitung von 4 Ingenieuren 19.000 m³ Erdreich abgegraben, verführt und in Dämme geschüttet, 1.500 m³ Mauerwerk der Befestigungsanlagen abgetragen, 2.800 m³ Schotter abgeladen und als Gleisbettung eingebracht sowie 2.600 m Gleise und 4 Weichen montiert. 180 Tonnen Eisen, 4.800 Schwellen und 5.000 Tonnen Schotter wurden vebraucht.

Zwei Gleise mündeten tief in die Straße L 2 ein (bis vor die Hamburger Kaserne), ein anderes Gleis führte nach links ab und an der Kaserne A II entlang, wo man eine Laderampe baute. So hatte das Lager auch einen „Güterbahnhof“. Die Bahneinfahrt längs der Bohušovicer Ausfallstraße war durch ein zaunartiges Brettergestell abgesperrt, das durch einen Mann der Ghettowache bewacht wurde. Der Aufenthalt an den Gleisen war untersagt, das Verbot wurde jedoch nur während der Transportzeiten eingehalten. Am 1. Juni 1943 wurde die Bahnlinie in Betrieb genommen.

Reste der Gleisanlage sind noch heute zu sehen. Unter dem Südberg, an der Ausfallstraße nach Bohušovice, ist heute eine Gedenktafel angebracht, die an die Transporte nach Auschwitz erinnert.

Quellen

  • 50
    50. Hans Günther Adler , Theresienstadt 1941 - 1945, Das Antlitz einer Zwangsgemeinschaft Mohr - Verlag, , Tübingen, 2. Aufl. 1960 , S. 133f, 266ff.

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