Die nach Theresienstadt verschleppten Juden stammten vor allem aus den Ländern Mittel- und Westeuropas. Sie unterschieden sich voneinander nur so, wie sich Menschen allgemein voneinander unterscheiden – durch die Sprache, die Gewohnheiten, die kulturellen Traditionen, die Religion und die Mentalität. An vielen Beispielen wurde deutlich, daß die SS-Kommandantur einen Keil zwischen die einzelnen Nationalitäten treiben wollte (so z. B. zwischen Tschechen und Deutschen), um sie dadurch besser beherrschen zu können.
Annähernd die Hälfte der Gefangenen im Ghetto stammte aus dem Protektorat (73.594). Das ergab sich sowohl aus der ursprünglichen Bestimmung des Ghettos als auch aus der geographischen Lage. Diese Gefangenengruppe war auch in der Selbstverwaltung am stärksten vertreten, was nicht nur ihrer Zahlenstärke entsprach, sondern auch damit zusammenhing, daß sie als erste im Ghetto waren.
Die zahlenmäßig zweitstärkste Gruppe waren Juden aus Deutschland (42.219).
Die drittstärkste Gruppe stellten österreichische Juden (15.274). Relativ groß war auch die Gruppe, die aus den Niederlanden ins Ghetto Theresienstadt deportiert worden war (4.897). Über die Hälfte von ihnen waren jedoch Juden, die aus Deutschland stammten und in der niederländischen Emigration von der Gestapo festgenommen wurden. Klein und mit ihrer Stellung im Ghetto außergewöhnlich war die Gruppe der Juden aus Dänemark (466). Diese Gruppe blieb aufgrund der besonderen Umstände (politischer Druck der dänischen Regierung) weitgehend von Sklavenarbeit und Deportationen in den Osten verschont. Verhältnismäßig klein war auch die Gruppe der Juden aus dem okkupierten tschechischen Grenzland (612). Die Juden aus der Slowakei (1.447) kamen erst ab Dezember 1944 im Ghetto Theresienstadt an, denn das Lager Auschwitz, in das die slowakischen Juden bis dahin deportiert worden waren, wurde allmählich liquidiert. Gerade diese Gefangenen brachten Nachrichten mit, die mit brutaler Deutlichkeit bewiesen, was tatsächlich in Auschwitz geschah und was mit all den Menschen, die aus dem Ghetto nach Birkenau deportiert worden waren, geschehen war.
Die letzte große Gruppe von Gefangenen kam im März 1945 aus Ungarn (1.150) auf einem Umweg über Wien an, wo sie in der Umgebung zu Befestigungsarbeiten eingesetzt worden waren.
Mit den sogenannten Todesmärschen und Evakuierungstransporten, die vom 20. April an aus verschiedenen Konzentrationslagern und ihren Außenstellen, die vor der vorrückenden Front geräumt wurden, Theresienstadt erreichten, kamen noch weitere 15.397 Gefangene aus einer ganzen Reihe von Ländern an, die hier jedoch nicht aufgelistet werden können.
Dänische Juden in Theresienstadt
Deutsche und östereichische Juden in Theresienstadt
Niederländische Juden in Theresienstadt