Der Komponist Hans Krása wurde am 30. November 1899 in Prag geboren. Sein Vater, ein Jurist, war Tscheche, seine Mutter Deutsche. Beide Eltern gehörten zu der in Prag großen Zahl assimilierter Juden. Der Vater hatte sich bereits zu Österreichs Zeiten eine anerkannte bürgerliche Existenz als Rechtsanwalt aufgebaut. Hans Krása bekannte sich in der ersten Schaffensperiode zu seiner Prager deutschen Kultur, verstand sich später jedoch als tschechischer Künstler. Seine jüdische Abstammung wurde ihm schließlich zum Verhängnis.
Krása besuchte eine deutsche Schule. Seine Eltern begannen schon früh, sein musikalisches Talent zu fördern. Als Sechsjähriger erhielt er bereits den ersten Klavierunterricht bei der renommierten Pädagogin Therese Wallenstein, der Zehnjährige lernte Violine beim Konzertmeister des neuen deutschen Prager Theaters. Mit elf Jahren schrieb er sein erstes kleines Orchesterstück, das ein Kurorchester in Salzburg aufführte. Ein erstes Streichquartett wurde wenige Jahre später in St. Moritz gespielt. Von diesen frühen Werken ist nichts erhalten.
Krása wurde von Zemlinsky, dem Opernchef des Prager Neuen Deutschen Theaters gefördert. Er wurde sein Schüler in der „Deutschen Akademie für Musik und darstellende Kunst“. Im Mai 1924 brachte Zemlinsky persönlich Krásas Absolventenarbeit zur Uraufführung, die „Orchestergrotesken mit begleitender Singstimme“ nach Galgenliedern von Christian Morgenstern. Weitere Werke wurden in Paris vorgestellt, wo er von dem Komponisten Albert Roussel wichtige Anregungen erhielt.
Wenig später wurde Max Brod auf Krása aufmerksam, schrieb Übersetzungen für ihn. 1928 kam seine Oper „Verlobung im Traum“ heraus, in den Jahren danach weitere Werke, die Krása über die Grenzen der Tschechoslowakei hinaus bekannt machten.
Die Kinderoper Brundibár
Ende 1938 schrieb Krása sein bekanntestes und heute am häufigsten aufgeführtes Stück, die Kinderoper „Brundibár“ im Stil des von Brecht entwickelten „Lehrstückes“. Das Lernen beschränkt sich nicht auf die handelnden Figuren oder auf die Zuschauer, lernen sollen vor allem die Spielenden selbst. Die Oper war als anonymer Beitrag zu einem von dem Ministerium für Schulwesen ausgeschriebenen Wettbewerb eingereicht worden. „Brundibár" zielt auf die Solidarität der Gemeinschaft mit dem Einzelnen.
Auf die Bewährungsprobe für seine Oper „Brundibár“ mußte Krása fünf Jahre warten und sie vollzog sich dann unter völlig veränderten Bedingungen. Zur Auswertung des Wettbewerbes kam es aufgrund des deutschen Einmarsches im März 1939 nicht mehr. Krása durfte fortan nicht mehr öffentlich wirksam sein.
Krása wurde am 10. August 1942 nach Theresienstadt deportiert. Hier engagierte er sich an vorderster Stelle in der Organisation des kulturellen Lebens. Er wurde Leiter der Musiksektion der „Freizeitgestaltung“ und komponierte einen Liederzyklus nach Rimbaud und Werke für Orchester. Daß seine Oper „Brundibár“ inzwischen im Prager Jüdischen Waisenhaus mit bescheidenen Mitteln von Rudolf Freudenfeld aufgeführt worden war, konnte er nicht wissen.
Im Juli 1943 kam dann Freudenfeld nach Theresienstadt. Er übergab Krása den durch die Kontrolle geschmuggelten Klavierauszug. Dann kamen mit einem Transport Kinder des Jüdischen Waisenhauses Prag nach Theresienstadt, von denen viele ihre Partien schon aus der Prager Einstudierung kannten. Als man auch noch auf die Dekoration der Prager Aufführung zurückgreifen konnte, waren alle Bedingungen für eine Aufführung im Lager gegeben. Aufgrund des nun vorliegenden Klavierauszuges schuf Krása eine kammermusikalische Neuinstrumentation, in deren instrumentalen Anforderungen er dem hohen Niveau der mit ihm inhaftierten Theresienstädter Musiker vertrauen konnte. Die erste der über 50 Aufführungen fand am 23. August 1943 auf dem Dachboden der Magdeburger Kaserne statt.
Nachdem „Brundibár“ in Theresienstadt zweimal für Propagandazwecke herhalten musste – in einer angeordneten Aufführung anlässlich der Inspektion des Lagers durch eine Kommission des Internationalen Roten Kreuzes (23. Juni 1944) und im August bei Aufnahmen zu dem allerdings nie vollendeten und seiner Bestimmung zugeführten Propagandastreifen „Theresienstadt - ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet“, hatte der Komponist für die Machthaber seinen Zweck erfüllt. Das für etwa 2½ Jahre gewährte Kulturleben in Theresienstadt kam mit dem Beginn der Herbsttransporte nach Auschwitz (28. September 1944) praktisch zum Erliegen: dem 1.000 Personen umfassenden Transport am 16. Oktober 1944 fielen neben Krása auch die Komponisten Haas, Klein und Ullmann zum Opfer.
Dagmar Lieblová nahm an den „Brundibár“–Aufführungen teil und erzählt, welche große Bedeutung die Aufführungen der Oper für sie gehabt hat.
Gaby Flatow und der Hans–Krása-Stiftung ist es zu verdanken, daß die Werke der Theresienstädter Komponisten wieder aufgeführt werden.
Seit 1994 widmet sich die "Hans-Krása-Stiftung Terezín mit Konzerten und Ausstellungen dem Vermächtnis jüdischer Komponisten, die im Konzentrationslager Theresienstadt interniert waren. Doch die Stiftung sieht sich dazu gezwungen, ihre Arbeit in Theresienstadt einzustellen. Am Sonntag gab es ein letztes Abschiedskonzert.
Im KZ Theresienstadt waren mehr als 140.000 Juden inhaftiert, darunter viele Künstler und Intellektuelle. So auch der Komponist Hans Krása, der zwei Jahre in Theresienstadt untergebracht war, bevor er 1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde. In mehr als 40 Konzerten führte die "Hans-Krása-Stiftung Terezín' nahezu alle Werke von Hans Krása sowie die Werke von Gideon Klein, Pavel Haas und Viktor Ullmann auf, die ebenfalls Häftlinge des KZs waren und in Auschwitz den Tod fanden. In den mehr als zehn Jahren ihrer Tätigkeit, baute die Stiftung viele Kontakte in alle Welt auf. Der tschechische Staatspräsident und der deutsche Bundespräsident waren Schirmherren mehrerer Konzerte. Doch die Stiftung steht heute vor dem Ruin.
Die Vorsitzende Gaby Flatow sieht ihr Bemühen, Theresienstadt zu einem lebendigen Ort der kulturellen Begegnung zu machen, als gescheitert an. In einem lokalpolitischen Kleinkrieg, bei dem es unter anderem um die Verteilung von EU-Geldern ging, wurde die Arbeit der Stiftung mehr und mehr behindert und schließlich unmöglich gemacht. Gaby Flatow über die Rolle der Stadt und ihrer Repräsentanten: "Die Stadt versteht nicht, dass wir zwar der Toten gedenken, aber darüber hinaus das Leben hier nicht vergessen. Ich bin dagegen, wieder ein neues Ghetto des Gedenkens zu schaffen. Sondern ich finde es sehr wichtig, dass man Theresienstadt mit vielerlei verbindet. Und wir haben versucht, es mit Musik zu verbinden.' Dagmar Lieblová: "Es tut mir furchtbar Leid, denn wir als Theresienstädter Initiative hatten sehr gute Beziehungen zu Frau Flatow. Und wir haben auch ihre Arbeit für hervorragend gehalten und sie immer unterstützt.'