Bernstein, Elsa

aus dem Prominentenalbum der Jüdischen Selbstverwaltung vom 1. Januar 1944
siehe auch Prominente und Das Theresienstadt-Konvolut

Als Elsa Porges am 28. Oktober 1866 in Wien geboren.
Staatsangehörigkeit: Deutsches Reich.
Witwe des 1925 verstorbenen Rechtsanwaltes Geheimrat Dr. Max Bernstein.
Anzahl der Kinder: 2.
In Theresienstadt seit dem 26. Juni 1942.
Schriftstellerin unter dem Namen Ernst Rosmer, Verfasserin der von Engelbert Humperdinck vertonten "Königskinder" u.v.a..

Vater Heinrich Porges, Musikschriftsteller und Dirigent in München, war der illegitime Sohn Franz Liszts. Vorkämpfer der Werke Richard Wagners.
1 Tochter verheiratet mit Klaus Hauptmann, Sohn Gerhart Hauptmanns.
1 Sohn Universitätsprofessor in New York.


Elsa Bernstein, geborene Porges, wurde am 28. Oktober 1866 in Wien geboren. Sie war deutsche Staatsangehörige, war mit dem Rechtsanwalt Geheimrat Dr. Max Bernstein aus München verheiratet, der 1925 starb. Sie hatte zwei Kinder. Die Tochter war mit Klaus Hauptmann, dem Sohn Gerhard Hauptmanns, verheiratet, ihr Sohn Universitätsprofessor in New York. Unter dem Pseudonym Ernst Rosmer war sie als Schriftstellerin tätig, war Verfasserin der von Engelbert Humperdinck vertonten „Königskinder“ u.v.a..

Ihr Vater Heinrich Porges war Musikschriftsteller und Dirigent in München. Er war ein illegitimer Sohn von Franz Liszt, ein Vorkämpfer der Werke Richard Wagners.
Elsa Bernstein wurde in Theresienstadt befreit.

„Der verstorbene Gatte Dr. Max B. aus München war Geheimer Justizrat und einer der bedeutendsten Rechtsanwälte des Deutschen Reiches (....) Ihre Tochter ist mit Klaus Hauptmann, dem Sohne Gerhard Hauptmanns, verheiratet. Frau Bernstein ist eine Enkelin von Franz Liszt. Ihr Vater Heinrich Porges, Musikschriftsteller und Dirigent in München, war der illegitime Sohn von Franz Liszt. Porges wurde von König Ludwig II. nach München berufen, als Vorkämpfer der Werke Richard Wagners. Am Grabe Heinrich Porges hielt im Jahre 1900 Richard Wagner die Grabrede. Das Grabmal wurde von Cosima Wagner errichtet.“

Die Eltern von Elsa stammten aus dem Prager Bildungsbürgertum, sie war evangelisch getauft. Seit 1867 lebt die Familie in München, der Vater war königlicher Hofkapellmeister unter Ludwig II.. 1883 Schauspielausbildung am Konservatorium, Bühnenengagement in Magdeburg, 1884–1887 am Braunschweiger Hoftheater. 1890 Heirat mit Max Bernstein. 1891–1910 über 14 Bühnenstücke unter dem Pseudonym Ernst Rosmer. Seit den 90er Jahren führt das Ehepaar Bernstein in der Münchner Wohnung einen literarischen Salon, zu dem u.a. Thomas Mann, Klabund, Franz von Wesendonk, Fontane, Hauptmann, Ibsen u.v.a. gehörten. Seit 1910 Nachlassen der literarischen Produktion. 1925 Tod von Max Bernstein. 1939 muß Elsa den literarischen Salon einstellen. Eine Ausreise in die USA lehnt sie 1941 ab, da ihre Schwester Gabriele keine Ausreisegenehmigung bekommt. Am 25. Juni 1942 Deportation zusammen mit ihrer Schwester nach Dachau, am Tag darauf nach Theresienstadt. Elsa Bernstein wurde im Mai 1945 in Theresienstadt befreit, am 12. Juli 1949 starb sie in Hamburg.

„Wir setzten uns während des Wartens nieder. Auf einmal glaube ich, eine Vision zu haben. Ich sehe das Auditorium Maximum der Münchner Universität. Großes allgemeines Elf-Uhr-Kolleg von Wilhelm Pinder, mit Lichtbildern, ein gesellschaftliches Ereignis. In der ersten Reihe, nahe dem Mittelgang, saß Jahre hindurch in jeder Vorlesung eine alte Dame, vom Professor mit besonderer Courtoisie bedacht. Feine schwarze Spitzen deckten den rötlich-blonden Scheitel, eine dunkle Brille die Augen. Das ist die Ernst Rosmer, hatte man mir zugeflüstert, eine illegitime Liszt-Enkelin. Sie hat den Text zu Humperdincks „Königskinder“ geschrieben. Zwölf Jahre oder mehr war es jetzt her. Ja - kann das denn sein? Es ist aber gar kein Zweifel möglich. Aus der Hintertür dieses böhmischen Kleinstadthauses tastet sich, mit dem Stock den Weg erfühlend, Elsa Bernstein, geborene Porges. Schwiegermutter von Gerhard Hauptmanns Sohn Klaus, die „Ernst Rosmer“. Ein schwarzes Baumwolltuch bedeckt die nun silberweißen Haare. Das Lisztprofil ist unverkennbar geblieben. Leise stehen wir auf, ihr Platz zu machen, und sehen sie dann in der Morgensonne sitzen. Die blindgewordenen Augen ignorieren die armselige Umgebung, und ihre Gedanken weilen sichtlich in den fernen Märchenreichen ihrer Vergangenheit.“

Quellen

  • 76
    76. , Neues Lexikon des Judentums Bertelsmann Lexikon Verlag, , Gütersloh 1998 , S. 118.
  • 77
    77. Ralph Oppenhejm , An der Grenze des Lebens. Theresienstädter Tagebuch Verlag Rütten &Loening, , Hamburg 1961 , S. 184.
  • 542
    542. Axel Feuß , Das Theresienstadt-Konvolut Altonaer Museum in Hamburg, Verlag Dölling und Galitz, , Hamburg/München 2002 , S. 19.
  • 609
    609. Elsa Bernstein , Das Leben als Drama. Erinnerungen an Theresienstadt Edition Ebersbach, , Dortmund 1999 , S. 173f.
  • 1069
    1069. Käthe Starke , Der Führer schenkt den Juden eine Stadt Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung, , Berlin 1975 , S. 47f.

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