Verwaltungshof: Kleiderkammer, Schusterei, Schneiderei

In der Kleiderkammer gaben die Häftlinge ihre Zivilkleidung ab und bekamen die Gefängniskluft, die in den ersten Jahren aus gebrauchten Uniformen der alten tschechoslowakischen Armee, später aus Zivilsachen der im Gefängnis Verstorbenen und schließlich aus den weiß-blau gestreiften KZ-Kleidern bestand. Die Kleiderkammer wurde von Aufseher Kurt Wachholz geleitet, der den Häftlingen auch die besseren Schuhe abnahm, ihnen alte oder Holzpantoffeln aushändigte. Mäntel oder dicke Jacken gab es auch bei scharfem Frost nicht.

Der Aufseher Kurt Wachholz hatte nach Berichten der Häftlinge mit niemanden Mitleid. Tätliche Übergriffe gegenüber Häftlingen waren an der Tagesordnung.

Den in das Gefängnis eingelieferten Frauen wurde die Zivilkleidung belassen, nur die Mäntel mussten sie abgeben.

Jeder neu ankommende Häftling erhielt aus der Kleiderkammer eine Decke, ein Bettuch, ein Handtuch, eine Blech- oder Steingutschüssel und einen Löffel. Für dieses Lager-Eigentum, das er beim Verlassen des Gefängnisses abgeben musste, bürgte der Häftling. Die Bettücher wurden den Männern und Frauen später wieder weggenommen, weil sie für ein SS-Lazarett benötigt wurden. Verließen die Häftlinge das Gestapogefängnis, weil sie verlegt wurden, mussten sie all die Dinge abgeben und wurden von Wachholz in der Regel mit Prügel bestraft, wenn z.B. eine Steingutschüssel zerbrochen war.

Zur Kleiderkammer gehörten eine Schuhmacherwerkstatt und eine Schneiderei. Eigentlich sollten hier die Sachen der Häftlinge repariert werden, in der Regel wurde aber für die Bedürfnisse der Gestapobeamten und der Aufseher gearbeitet. Die Aufseher, vor allem Wachholz, bereicherten sich an den von den Häftlingen mitgebrachten Kleidungsstücken. In Wachholz’ Kammer landete auch die Bekleidung der Bevölkerung des Dorfes Lidice, das im Juni 1942 von der SS liquidiert worden war.

Die politischen Häftlinge waren auf der Rückseite ihrer Kleidung durch ein rotes Dreieck und an der Hose durch drei rote Streifen gekennzeichnet. Die Juden mussten einen gelben Stern auf der Brust und gelbe Streifen an der Hose tragen; Ausländer waren unterschiedlich gekennzeichnet. Die Polen trugen z.B. links auf der Brust einen roten Kreis mit einem schwarzen P darin, die Russen ein R, in den Jahren 1944 und 1945 SU.

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