www.ghetto-theresienstadt.info - Ein Nachschlagewerk

Salinger, Julie

aus dem Prominentenalbum der Jüdischen Selbstverwaltung vom 1. Januar 1944
siehe auch => Prominente und =>Das Theresienstadt-Konvolut

Julie Salinger wurde am 6. Juni 1873 in Savar/Ungarn geboren. Sie besaß die deutsche Staatsbürgerschaft, war von Max Schlesinger geschieden. Zwei uneheliche Söhne, Otto und Gustav, Grafen von der Schulenburg, Mischlinge 1. Grades. Seit dem 17. Juni 1942 in Theresienstadt. 1894 – 1933 Opernsängerin in Hamburg. Königlich-preußische Kammersängerin. Während des 1. Weltkrieges Lazarettschwester in Hamburg. Kriegsauszeichnungen: Roter Adlerorden IV.Klasse. Quelle: 735)

In Theresienstadt befreit. Quelle: 736)

„..........letzter Wohnort Berlin (...) hatte Verbindung mit Prinz Heinrich, dem Bruder Kaiser Wilhelms, hat zwei uneheliche Söhne, Grafen von der Schulenburg, beide Mischlinge ersten Grades“. Quelle: 737)

„In einem schmalen dunklen Vierbettzimmer in Q 410 lebte ein weibliches Wesen, das von schwarzen Schleiern und Federboas wie von Spinnweben überzogen dahockte, während wir unter ihrer Bettstelle unvorstellbare Mengen von Schmutz hervorholten. Ihre schrille hohe Stimme, wenn sie Triller und Passagen sang, vervollständigte den Eindruck eines ungepflegten, kranken Papageies. Sie sang selten. Nur um uns eine Gunst zu erweisen, und um vielleicht zu erreichen, daß eine von uns ihr unordentliches Bett aufräume. Sie wusste, daß uns das verboten war. Diese Szenen waren um so gespenstiger, als man in der verkrümmten Siebzigjährigen keine Spuren einstiger Schönheit mehr aufzufinden vermochte. Und doch mussten ihre großen schwarzen Augen einmal Glanz, musste das ganze Persönchen Rasse besessen haben, denn nicht weil sie kgl. Preußische Kammersängerin gewesen oder im Ersten Weltkrieg für Krankenpflege den Adlerorden erhalten hatte, genoß die gebürtige Ungarin den Prominentenschutz A im Lager, sondern weil sie zwei Söhne besaß, deren Vater ein Prinz aus dem Hause Hohenzollern war.“ Quelle: 738)

Im Propagandafilm „Theresienstadt“ in der Sequenz 8 (Margry 1996)