Burger, Anton

Anton Burger wurde 1917 in Vel’ká Lomnica als Kind einer bäuerlichen Familie in der Slowakei geboren. Der Vater starb bereits 1921, der bäuerliche Betrieb konnte nicht weitergeführt werden. Die Familie zog in die kleine Stadt Poprad, in der Anton nach Beendigung seiner Schule eine Ausbildung als Drucker begann.

Nach der Gesellenprüfung wurde er 1937 in die Armee der Tschechoslowakei eingezogen, er kam in die Unteroffiziersschule des 3. Regiments der Berginfanterie. Die bestimmende politische Kraft in der Slowakei war damals die vom Priester Andrej Hlinka gegründete katholische Volkspartei, zu dessen Führer am 16. August 1938 Monsignore Josef Tisó gewählt wurde. Nach dem Münchner Diktat (Münchner Abkommen) am 29. September 1938 vollzog sich in der Slowakei eine verhängnisvolle Wende. Die Anhänger der slowakischen Volkspartei forderten die Autonomie und schon am 6. Oktober 1938 bildete Tisó eine autonome slowakische Regierung, die sofort gegen alle Linksgruppierungen vorging, die Kommunistische Partei auflöste, deren Mitglieder in den Untergrund gingen.

Nach dem Vorbild Deutschland wurden mit der Hlinka-Garde eine bewaffnete Parteiformation aufgestellt, die brutal gegen alle Gegner des klerikal-faschistischen Regimes vorging. Ein halbes Jahr später war das Schicksal Tschechiens mit dem Einmarsch der Wehrmacht in Prag besiegelt, Tisó besuchte Hitler in Berlin und bot sich als Verbündeten an. Am 9. September 1941 wurden in der Slowakei die Nürnberger Gesetze eingeführt, alle im Reich geltenden Beschränkungen für Juden galten fortan auch in der Slowakei. Ab dem 18. September 1941 musste jeder Jude in der Öffentlichkeit (ab dem 6. Lebensjahr) den gelben Stern tragen.

Am 23. März 1942 wurde der erste Transport (1.000 junge Mädchen und Frauen) aus Poprad nach Auschwitz abgefertigt. Ganze Familien wurden in Folge nach Auschwitz, Treblinka, Lublin und Majdanek verfrachtet. Insgesamt wurden 109.153 slowakische Juden Opfer dieses Vernichtungsprozesses, für den sich die SS von der slowakischen Regierung sogar noch mit 500 RM pro Person (für Verpflegung usw. ) bezahlen ließ. Das Vermögen der Deportierten fiel an den slowakischen Staat.

Aufgrund der neuen Gesetzgebung wurde Anton Burger degradiert, aus der Armee entlassen und in ein Arbeitslager abkommandiert. Danach arbeitete er in einer Druckerei in Bratislava.

Bereits 1939 hatte Burger über eine Freundin vom Haschomer Hazair (zionistischer Jugendverband) Kontakt zur Kommunistischen Partei bekommen und mit der Zeit immer mehr illegale Aufträge für die im Untergrund arbeitende Partei ausgeführt, falsche Ausweise hergestellt, Papiere gefälscht. In dieser Zeit lernte er Gisela kennen, die er später heiratete.

Am 11. August 1942 wurde Burger verhaftet. Nach Verhören wurde er in ein Sammellager gebracht, am 21. August dann nach Žilina deportiert, wo er im KZ seine Frau wiedersah, die ebenfalls verhaftet worden war. Zusammen mit 1.000 anderen Häftlingen wurden Burger und seine Frau nach Auschwitz deportiert. Am 19. September 1942 sah Burger seine Frau Gisela zum letzten Mal auf der Rampe von Auschwitz. Sie wurde mit anderen sofort in die Gaskammern transportiert. Burger bekam seine Nummer eintätowiert und wurde zunächst ins Stammlager Auschwitz verbracht, wo er einer Straßenbaukolonne zugeteilt wurde. Bald war er am Ende seiner Kräfte. Täglich fielen Häftlinge wegen Erschöpfung oder Krankheit aus und wurden ermordet. Nur knapp entging er bei einer Selektion der Ermordung. Burger überlebte Auschwitz, weil er bald darauf dem Aufräumkommando zugeteilt wurde, die die Sachen der Ermordeten auf der Rampe einladen, sortieren und auswerten mussten. Immer wieder fanden sich hier mitgebrachte Lebensmittel, die er heimlich einstecken und ins Lager mitnehmen konnte. Burger wurde nach Birkenau verlegt und erlebte hier den Alltag der Massenvernichtung. Er erlebte ankommende Transporte,die sofort ins Gas geleitet wurden. Er erlebte, wie Tausende von Häftlingen des Theresienstädter Familienlagers am 8. März 1944 in einer großangelegten Täuschungsaktion ermordet wurden. Er erlebte die Liquidierung des Zigeunerlagers und den Beginn der Vernichtung der ungarischen Juden.

Am 10. März wird Burgers Nummer durch den Lagerlautsprecher verlesen. Er muss sich in der Kommandantur melden. Die SS sucht Graphiker, Drucker usw.. Am 12. April 1944 wird er zusammen mit anderen Häftlingen nach Sachsenhausen bei Berlin deportiert, wo er in einer vom übrigen Lager streng abgeschirmten Werkstatt zusammen mit anderen Spezialisten (unter anderem Leo Haas und Peter Edel) Falschgeld (Dollars und Pfundnoten) herstellen soll, mit denen die SS die Wirtschaft Englands und der USA ruinieren will. Diese Gruppe gilt fortan als Geheimnisträger und die Häftlinge wissen, daß ihnen der Tod droht, wenn sie die SS nicht mehr benötigt. Auch in der Fälscherwerkstatt werden kranke Häftlinge ausgemerzt und erschossen. Die Häftlinge versuchen den Herstellungsprozess zu verzögern, werden jedoch immer wieder von der SS mit Morddrohungen unter Druck gesetzt. In dieser Werkstatt lassen sich die SS-Leute schließlich auch falsche Dokumente machen, mit denen sie nach der Niederlage gedenken unterzutauchen. Neben den falschen Banknoten werden auch Briefmarken hergestellt, auf denen neben dem Kopf des englischen Königs Hammer und Sichel zu sehen sind.

Am 13. März 1945 musste die Arbeit in der Werkstatt eingestellt werden. Die Häftlinge mussten die Maschinen abbauen und die Werkstatt ausräumen. Am 16. März 1945 wurden sie zusammen mit den Maschinen über Böhmen nach Mauthausen deportiert. Auch hier wurden sie isoliert von den anderen Häftlingen untergebracht, nach wenigen Tagen in das KZ Schlier und dann nach vielem Hin und Her in das KZ Ebensee verfrachtet. Aufgrund der schnell vorrückenden Amerikaner, des allgemein herrschenden Chaos, der widersprüchlichen Befehle und des beherzten Eingreifens eines Wehrmachtsoffiziers kam es nicht zu der geplanten Liquidation des Fälscherkommandos. Burger und andere wurde im KZ Ebensee von den Amerikanern befreit.

In der Nachkriegszeit wurden durch Taucher Kisten mit gefälschten Banknoten aus dem neben Ebensee liegenden Toplitzsee geborgen.

Quellen

  • 44
    44. vergl. Karla Müller-Tupath , Verschollen in Deutschland Aufbau-Verlag, , Berlin 2000
  • 48
    48. vergl. Anton Burger , Des Teufels Werkstatt - Die Geldfälscherwerkstatt in Sachsenhausen Verlag Hentrich & Hentrich, , Teetz 2005

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