Wiesenthal, Simon

siehe auch > Simon Wiesenthal Centre

Schriftsteller, Diplomingenieur. Wiesenthal wurde am 31. Dezember 1908 als Sohn eines jüdischen Großhändlers in Buczacz, Galizien, geboren. Er studierte Architektur an den Universitäten Lemberg und Prag. In Lemberg heiratete er seine Klassenkameradin Cyla Müller. 1941 wurde Simon Wiesenthal von den Nazis in Lemberg verhaftet, wo er ein Architekturbüro betrieb. Er konnte fliehen, wurde am 6. Juli 1941 wieder verhaftet und damit begann sein Leidensweg durch 12 Konzentrationslager. Wiesenthal berichtet, daß er und andere in Lemberg zusammengetriebene Juden sich vor einer Mauer aufstellen mussten. Neben jedem stand eine leere Holzkiste. Jeder einzelne wird von ukrainischer Miliz in deutscher Uniform erschossen. Als Glocken läuten, ertönt das Kommando: “Genug jetzt“. Das Schießen hört auf, zehn Meter von Wiesenthal entfernt. Noch einmal in den folgenden Jahren sollte er, bereits auf dem Erschießungsplatz stehend, in letzter Minute gerettet werden. Wiesenthal und seine Frau werden zunächst in ein Ghetto, dann in ein KZ und schließlich zur Zwangsarbeit verschleppt. Wiesenthals Frau kann später mit falschen Papieren untertauchen, sie überlebt den Krieg in Warschau. 1943, im KZ, will Simon Wiesenthal Schluss mit seinem Leben machen und schneidet sich die Pulsadern auf. Er wird gerettet. Als die Amerikaner ihn im Mai 1945 im KZ Mauthausen befreien, wiegt der 1.80 m große Mann nur noch 44 Kilo und keiner glaubt, daß er überlebt. Aber er wollte überleben, er wollte dabei sein, wenn seine Peiniger vor Gericht gestellt werden. Er traf seine Frau wieder und beide mussten feststellen, daß ihre ganze Familie, 89 Menschen, von den Nazis ausgelöscht worden war. Mit Hilfe der Amerikaner gründete er in Linz ein Dokumentationszentrum, sammelt Daten, geht Hinweisen nach (das Dokumentationszentrum ist nur zwei Häuser von dem der Familie Eichmann entfernt), recherchiert und es gelingt ihm das Aufspüren vieler Naziverbrecher kurz nach dem Krieg. Dann ziehen die Amerikaner ab. Wiesenthal geht nach Israel, stellt sein Material der israelischen Regierung zur Verfügung, kehrt aber wenig später nach Österreich zurück, wo er in der Wiener Salztorgasse 6, im 3. Stock, in drei Zimmern ein neues Dokumentationszentrum eröffnet und unermüdlich arbeitet, um die untergetauchten Nazimörder zu finden. Dabei geht es ihm weniger um Gerichtsurteile, sondern darum, daß diese Verbrechen aktenkundig und öffentlich gemacht werden. Im Laufe der Jahre sind es mehr als 1.200 SS-Mörder, die aufgrund seiner Hinweise und Recherchen verhaftet werden. Die Gerichtsurteile sind ein Hohn, viele werden freigesprochen oder kommen mit geringen Strafen davon. Wiesenthal lässt sich jedoch nicht abschrecken. Mehrfach werden Attentate auf das Dokumentationszentrum und auf ihn verübt. Er vertritt die Ansicht, daß Eichmann kein ausgeprägter Antisemit, sondern vielmehr der Prototyp eines gewissenlosen Beamten war und schuf sich dadurch auch in Israel Gegner. „Gerechtigkeit statt Rache“, heißt ein Film, der über sein Leben gedreht wurde. Er war maßgeblich mit an der Identifizierung Eichmanns in Argentinien beteiligt, wenn der ehemalige israelische Geheimdienstchef Harrel dies auch abstreitet, verfolgte die Spur von Franz Stangl/Treblinka und Franz Mura/Wilna, glaubt nicht, daß der Schreckensarzt von Auschwitz, Josef Mengele, wirklich tot ist. Wiesenthal legte sich mit dem Juden Kreisky an, der 1970 als Bundeskanzler vier ehemalige NSDAP-Angehörige zu Mitgliedern seiner Regierung machen wollte.

Simon Wiesenthal starb am 20. September 2005.

Quellen

  • 1039
    1039. Die Woche vom 16 , 12 1993,

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