Situation in Theresienstadt nach den letzten beiden Transporten am 23. und 28.Oktober 1944

Mit den letzten beiden aus Theresienstadt abgehenden Transporten am 23. und 28. Oktober 1944 gingen 3.753 Menschen in den Tod. Die Auswahl der zu deportierenden Menschen hatten Rahm und Möhs gemeinsam übernommen.

Nach diesen Transporten glich Theresienstadt einer zerstörten Stadt. Das Leben war gelähmt, die Einrichtungen des Lagers zerschlagen. Die Straßen starrten vor Schmutz, viele Häuser standen leer, die Räume verfielen. Überall herrenloses Gepäck, darunter kostbare Sachen, überall verstreut. Die meisten der arbeitsfähigen jungen Männer waren deportiert, die Abteilungen arbeitsunfähig.

Am 31. Oktober 1944 zählte man nur noch 11.068 Gefangene, darunter 819 Kinder, 4.543 Frauen, 1.642 Männer und 4.064 Greise (2.816 Frauen, 1.248 Männer). Die Zahl der Ärzte war von 720 auf 76 zurückgegangen. Praktisch war die Zahl der Arbeiter noch um 250 geringer, denn so viele waren noch im Außenkommando Zossen.

Am 9. November 1944 gab es folgende Erklärung des Ältestenrates:

„Die Juden in Theresienstadt haben in diesen letzten Wochen ihren Sinn für Ordnung, Disziplin und gemeinschaftliche Verantwortung neuerlich unter Beweis gestellt. Besonders soll die Leistung jener Mitarbeiter hervorgehoben werden, welche ein Vielfaches ihrer bisherigen Aufgaben zu erfüllen haben und ihren Pflichten unermüdlich nachkommen.

Die Neugestaltung des Ältestenrates und die Neubildung der jüdischen Selbstverwaltung sind im Zuge. Inzwischen gilt es dafür zu sorgen, daß den Lebensnotwendigkeiten des jüdischen Siedlungsgebietes.....nach wie vor in vollem Umfange genüge geleistet wird, als auch dafür, daß sämtliche Arbeiten unbeeinträchtigt fortgesetzt werden.“

Am gleich Tag wurde die 70stündige Arbeitswoche ohne freien Tag für alle, auch für Kinder ab 10 Jahren aufwärts, verkündet. Erst am 9. Februar 1945 wurde die Kürzung der wöchentlichen Arbeitsstunden auf 65 bei einem freien Nachmittag verfügt.

Mühselig wurde eine neue Ordnung aufgebaut, die Abteilungen verkleinert und zentralisiert. Die Hauptarbeit mußten nun Frauen und alte Menschen verrichten, denen es gelang, die lebensnotwendigen Betriebe soweit in Gang zu setzen, daß das Leben einigermaßen erträglich wurde.

Quellen

  • 872
    872. Hans Günther Adler , Theresienstadt 1941 - 1945, Das Antlitz einer Zwangsgemeinschaft Mohr - Verlag, , Tübingen, 2. Aufl. 1960 , S. 194f.

zurück zur Übersicht