„Schleusen“ oder „Schleußen“ war eines der wichtigsten Wörter in der Lagersprache. Der Bedeutungswandel stammt aus der Flußschiffahrt. Schiffe fahren in eine Schleuse, werden hier eingeschlossen, angehoben und auf der anderen Seite wieder freigelassen, eben ausgeschleust. In der Militärsprache wurden Leute „geschleust“, die eine bestimmte Stelle passieren mußten. Im Januar 1942 brachte die SS diese Begriffe nach Theresienstadt, wo sie sich sofort einbürgerten. Schleuse hieß zunächst die Sammelstelle für ankommende oder abgehende Transporte, die nach einem Aufenthalt von Stunden oder Tagen ausgeschleust und zu ihren Quartieren bzw. dem Transportzug begleitet wurden.
In der Schleuse wurde das Gepäck kontrolliert und viele Sachen auch konfisziert, d.h. sie wurden „geschleust“, „weggenommen“. Bald hieß alles, was man legal oder illegal von hier entfernte „Schleuse“, die man „schleuste“. Bald meinte „schleusen“ allgemein: etwas wegnehmen, sich etwas beschaffen oder aneignen, etwas stehlen oder gar rauben. Es war auch gemeiner Diebstahl, nie aber so etwas wie Kameradendiebstahl. In dieser Bedeutung hatte „schleusen“ etwa den Charakter von „organisieren“.