Sasso, Josef

Josef Sasso war im Mai 1943 als Wehrmachtssoldat in Algerien in alliierte Gefangenschaft geraten. In der Gefangenschaft trat er der österreichischen Legion bei und ließ sich zum Funker ausbilden. Nachdem er einem Spezialkommando zugeteilt worden war, das im feindlichen Binnenland operieren sollte, wurde er im Januar 1944 zusammen mit einem Kameraden über dem Neusiedler See abgesetzt. Der Auftrag lautete, Quartiere für nachfolgende Partisanengruppen zu organisieren und militärische Objekte auszuspionieren.

Sasso und sein Kamerad verloren bei der Landung ihren Begleitfallschirm mit dem Funkgerät und wichtigen verräterischen Schriftstücken. Als ein Kind diese Sachen fand und der Gestapo übergab, hatte diese praktisch einen Steckbrief zur Hand.

Sasso und sein Freund konnten sich noch bis Wien durchschlagen und dort Verwandte besuchen, dann trennten sie sich. Während sein Kamerad in Wien zurückblieb, organisierte sich Sasso immer neue Unterschlupfmöglichkeiten in Neustadt und Winzendorf. Am 4. April wurde er jedoch von der Gestapo in seinem Winzendorfer Versteck gestellt. Bei einem Schusswechsel tötete er einen Polizeioffizier, dann wurde er überwältigt. Auch sein Quartiergeber und dessen Tochter wurden verhaftet. Beide kamen in den Konzentrationslagern Flossenbürg bzw. Ravensbrück ums Leben. Am 5. April griff sich die Gestapo im Zuge der Sippenhaftung Sassos Eltern und seine Schwägerin. Der beinamputierte Vater kam bald nach der Ankunft in Buchenwald ums Leben, die beiden Frauen erlebten in Ravensbrück die Befreiung.

Sasso wurde ins „Gestapogefängnis am Moritzplatz“ nach Wien gebracht. Vier Monate lang lag er in Ketten, einen Monat am Rücken gefesselt, einen Monat vorne. Immer wieder wurde er verhört, nach Verbindungsleuten befragt. Insgesamt verbrachte Sasso zehn Monate am Moritzplatz in Dunkelhaft.

Im Februar 1945 ging er mit einem Transport ab, der das KZ Flossenbürg zum Ziel hatte. „Hoch- und Landesverrat“ stand auf seinem Transportzettel und „ RU“-„Rückkehr unerwünscht“. Der Transportschein war allerdings auf einen anderen Namen ausgestellt.

Nach Ybbs-Kemelbach wurde der Zug von Tieffliegern angegriffen. Viele Waggons und die Lokomotive wurden zerstört. Es gab viele Tote und Verwundete, der Waggon Sassos blieb jedoch unversehrt. Nachdem eine neue Lokomotive angekoppelt worden war, wurde der Zug zunächst nach Ybbs zurück und dann nach Linz gebracht. Hier wurde der Transport in Gruppen zu je 40 Mann, jeweils zu fünft aneinandergekettet, neu zusammengestellt. Beim Appell meldete er sich nicht auf den Namen Mayer, sondern ließ seinen Namen auf den Namen Sasso richtig stellen. Da der Transport durch die Toten und Verwundeten nicht vollständig war, scheinbar Begleitpapiere verloren gegangen waren, gelang die Täuschung. Er gab an, wegen Arbeitsvertragsbruch inhaftiert zu sein. Diese Täuschung hat ihm wahrscheinlich das Leben gerettet.

Von Linz aus gelangte der Transport über Prag-St. Pankraz nach Theresienstadt in die Kleine Festung.

Sasso überlebte die schreckliche Zeit im Gestapogefängnis, wurde Anfang Mai befreit und kehrte nach Österreich zurück. Bereits 1963 schilderte er seine Erlebnisse in Theresienstadt der Redaktion des Zentralorgans der kommunistischen Partei Österreichs, der „Volksstimme“. Während des Prozesses gegen Stephan Rojko im Jahr 1963 war er einer der wichtigsten Belastungszeugen.

Quellen

  • 976
    976. Heimo Halbrainer/Thomas Kárný , Stefan Royko - Geleugnete Verantwortung Edition Geschichte der Heimat Franz Steinmaßl, , Grünbach 1996 , S. 27ff.

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