Erich Kessler wurde am 14. Juni 1912 in Wien geboren. Seine Mutter Erna Kessler und sein dreißigjähriger Bruder Hans wurden am 10. Oktober 1942 mit dem Wiener Transport IV/13 nach Theresienstadt deportiert. Am 18. Dezember 1943 wurden sie in das Theresienstädter Familienlager nach Auschwitz transportiert. Erna Kessler überlebte Auschwitz nicht. Hans hatte Glück, er gehörte zu jenem tausendköpfigen Arbeitskommando, das am 1. Juni 1944 in einem der Sachsenhausener Außenlager, in Schwarzheide, zur Arbeit in der berüchtigten Fabrik für die Herstellung von synthetischem Benzin, Brabag, eingesetzt wurde.
Er überstand die aufreibende Arbeit und die ungenügende Verpflegung sowie den Todesmarsch von Schwarzheide nach Theresienstadt, wo sich die beiden Brüder nach jahrelanger Trennung wiedersahen.
Erich Kessler war drei Jahre älter als sein Bruder Hans. Er kam nicht aus Wien sondern aus Prag nach Theresienstadt, wo er in einer sogenannten Mischehe mit der deutschen ´Arierin´ „Mizzi“ lebte. Sie hatten eine Tochter namens Elisa, 18 Monate alt, als ihr Vater am 9. Februar 1945 zu einem „Arbeitseinsatztransport“ nach Theresienstadt einberufen wurde. Erich Kessler begann mit seinen Tagebuchaufzeichnungen am Abend seines Antritts an der Sammelstelle des Prager Messegeländes am 10. Februar 1945, die letzte widmete er am 11. Mai 1945 dem Wiedersehen mit seiner Frau und seiner Tochter in Prag.
Kesslers Tagebuch umfasst 169 maschinengeschriebene Seiten. Er berichtet von den Begebenheiten des Alltags, dem Essen, seiner Arbeit in der Maschinenschlosserei, der Zimmermalergruppe und dem Ordnungsdienst, der aufgestellt werden musste, als 13.000 abgemagerte Opfer der Evakuierungstransporte das Lager überfluteten. Er beschreibt das Zusammenleben von 20 Personen unterschiedlichen Alters und Nationalität in einem Raum von 4 x 10 Metern, die Vorbereitungen für den Besuch einer Kommission des Internationalen Roten Kreuzes und die Befreiung.