www.ghetto-theresienstadt.info - Ein Nachschlagewerk

Dormitzer, Else

Else Dormitzer berichtete kurz nach Kriegsende in drei Berichten über Theresienstadt.

Sie kam am 22. April 1943 aus Holland nach Theresienstadt. Sie kam mit dem 1. Transport aus Holland. Am 20. April 1943 wurde eine Anzahl 'verdienter' Juden, meist Reichsdeutsche, aber auch Holländer und Tschechoslowaken, in eine SS-Kaserne geladen, wo =>Eichmanns Beauftragter für Holland, SS-Sturmbannführer aus der Fünten, den Versammelten den =>Transport nach Theresienstadt als besondere Vergünstigung hinstellte. Wer sich nicht zu ihm entschließe, dürfe auf keine Rücksicht mehr rechnen. Die Lagerverhältnisse in Theresienstadt wurden als ideal bezeichnet, vollkommene Freiheit, SS-Verköstigung, Kino im Ort usw.. Die Damen sollten wegen der schönen Umgebung gutes Schuhwerk mitnehmen, weil man viele Ausflüge machen könnte. Am nächsten Tag fuhr man in Personenwagen, in jedem Abteil saßen nur vier Leute. Während der 28stündigen Fahrt verteilte die Begleitmannschaft Postkarten, die man an die Angehörigen schreiben könne.

In Theresienstadt wurde Else Dormitzer im Oktober 1944 =>Postbeamtin. Es gab zu diesem Zeitpunkt 26 =>Postbeamte, davon 16 Frauen; 13 waren Deutsche und nur 1 war aus dem =>Protektorat. Täglich gab es bis zu 168 =>Postavisos zu bearbeiten. In der Paketschleuse war - um Diebstähle zu verhindern (sic) - auch ein SS-Mann tätig.

Nach der =>Befreiung durch die russische Armee wurden die Holländer, einschließlich der ehedem aus Deutschland nach Holland emigrierten Deutschen – insgesamt etwa 1.650 Personen – z. T. am 7. Juli 1945 mit Autos aus Theresienstadt =>abtransportiert und kamen, nach noch zwei Aufenthalten in Böhmen, am 18. Juni in Bamberg an. Tags darauf ging es in Viehwaggons weiter, die nachts verschlossen und unbeleuchtet waren. Vorrichtungen für die Notdurft waren nicht getroffen worden. Am 21. Juni kam man in Maastricht an und zog in das Quarantänelager Sittard – Kloster Eynbroek, wo man die Holländer entließ; die Emigranten blieben unter holländischer Militärbewachung interniert und wurden erst nach britischer Intervention im Laufe des Juli entlassen.

Gleich nach der =>Befreiung stellten sich in Theresienstadt die holländischen Juden feindselig zu den deutschen Emigranten, denen sie die Schuld für ihr eigenes Unglück gaben. Dieses Verhaltens machten sich auch die leitenden holländischen Funktionäre in der =>Selbstverwaltung schuldig. Quelle: 126)

=>Niederländische Juden in Theresienstadt