In der Sanitätsstelle arbeiteten vor allem Häftlingsärzte. Die Gesundheitsfürsorge in dem benachbarten Krankenrevier oblag dem Polizeiarzt Dr. Krönert aus Litoměřice, der sich den Häftlingen gegenüber korrekt verhalten haben soll, in seiner Funktion durch den Kommandanten jedoch stark eingeschränkt wurde. Erst im August 1940 wurde das Krankenrevier, in dem auch Häftlingsärzte arbeiteten und das nur von schwerkranken besucht werden durfte, von Jöckl genehmigt. Später kamen zwei weitere Zellen dazu. Die Ausstattung mit medizinischem Gerät war äußerst mangelhaft, Medikamente, die von den Häftlingen selbst finanziert werden mussten, gab es kaum. Krankenhauseinweisungen und Entlassung aufgrund schwerer Krankheit waren äußerst selten.
Trotz primitiver Bedingungen wurde von den Häftlingsärzten eine Reihe von anspruchsvollen Eingriffen wie z.B. Blinddarmoperationen, Beinamputationen und Bluttransfusionen durchgeführt. Leo Haas berichtet, daß ihm der Prager Chirurg Dr. Pavel Wurzel, Häftling wie er, in der jüdischen Zelle des I. Hofes mit einem rostigen Messer, das als Operationsbesteck diente, eine Phlegmone am Bein öffnete. Als Tupfer wurden Papierstückchen verwandt. Er bekam Wundfieber. Von Aufseher Rojko in eine Dunkelzelle gesperrt und mit Nahrungsentzug belegt, konnte Leo Haas nur durch die Solidarität der Mithäftlinge gerettet werden, die ihn unter großen Schwierigkeiten heimlich mit Nahrungsmitteln versorgten. Der ehemalige Häftling Oberst Soboda, der in den sechziger Jahren junge deutsche Freiwillige der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste betreute, berichtete ebenfalls, daß die Solidarität der Häftlinge manches Menschenleben rettete, die Häftlinge z.B. zusammenlegten, um die Medikamente für einen erkrankten Mitgefangenen zu bezahlen.