Margit Koretzowa, geb. 8. April 1932, war eines der vielen Theresienstädter Kinder, die am Zeichenunterricht von Friedl Dicker-Brandeis oder Irma Lauscherova teilnahmen. Etwa 4.000 dieser Zeichnungen sind erhalten geblieben, die Kinder nahezu alle in Auschwitz ermordet. Margit Koretzowa wurde am 4. Oktober 1944 in Auschwitz umgebracht. Geblieben ist eine ihrer Zeichnungen, die sie mit "Seder" betitelt hat und die eine große Familie an einem großen Tisch bei einer gemeinsamen Mahlzeit zeigt.
Seder ist das hebräische Wort für „Ordnung“. Der Begriff bezeichnet aber auch die Mahlzeit, die die jüdische Familie zu Beginn des sieben- bzw. achttägigen Pessachfestes zu sich nimmt.
Dieses Fest fängt am 14. des Monats Nissan (März-April) an. Im Mittelpunkt dieser Familienfeier, deren Ablauf sich nach einem seit Generationen festgelegten Ritual richtet, steht das Vorlesen der Pessach-Haggadah durch den Familienvater, dieser Bericht vom Auszug der Israeliten aus Ägypten liest er in viele Kissen gelehnt vor, eine Haltung, die Freiheit symbolisiert. Auf dem Esstisch stehen die Symbole des Festes: unter der Sederschüssel liegen drei Mazzen, ungesäuertes Brot, die oft nur in Servietten eingeschlagen sind. Auf dem Sederteller liegen ein Knochen in Erinnerung an das Pessach-Lamm und ein Maror, ein Bitterkraut, meist Meerrettich. Eine weitere Beilage ist das Charoset, eine Mischung aus kleingehackten Mandeln, Rosinen, etwas Wein, Äpfeln, Nüssen und Zimt, dessen Konsistenz die Lehmziegel symbolisiert, mit denen die Israeliten im Frondienst Prachtbauten für ihre ägyptischen Unterdrücker errichten mussten. Mit dieser Mahlzeit gedenkt man am Seder-Abend des letzten hastigen Essens vor dem biblischen Auszug aus Ägypten.
In Salzwasser getauchte Petersilie – Karpass – erinnert an das Ysop-Büschel, das mit dem Blut des Pessach-Lammes getränkt zum Bestreichen der Türpfosten verwendet wurde. Ein hartgekochtes Ei liegt als Symbol der Trauer auf dem Tisch, eine der vielen Erklärungen sagt, daß damit an die Zerstörung des Tempels erinnert wird. Jeder der Feiernden trinkt am Seder-Abend vier Gläser Wein, ein fünftes, das nicht geleert wird, ist für den Propheten Elisas gedacht, dem zu einem bestimmten Zeitpunkt des Seders die Tür weit geöffnet wird. Das Sederfest war, obgleich ein Symbol für Freiheit, in der Vergangenheit oft Anlass zu Überfällen auf die Feiernden. Das Fest wurde, mit den mageren Möglichkeiten des Ghettolebens, auch in Theresienstadt gefeiert.