Die Enge, der Platzmangel, war wohl eine der bedrückendsten Plagen, denen sich die Gefangenen in Theresienstadt ausgesetzt sahen. Die Überbevölkerung führte zum Verlust der letzten Reste von Privatsphäre und zu einer starken Nervenanspannung für die Gefangenen. Sie trug zur Verbreitung von Krankheiten bei und deprimierte die Gefangenen psychisch. Vor dem Krieg lebten in Theresienstadt einschließlich der sowieso beengt untergebrachten Garnisonsmannschaften etwa 7.500 Menschen. Als im September 1942 die Anzahl der Gefangenen ihren Höhepunkt erreicht hatte, drängten sich in den Mauern der Stadt 58.491 Männer, Frauen und Kinder. Der Raum, der früher für eine Person bestimmt war, mußte nun für acht Personen reichen. Die durchschnittliche Wohnfläche für einen Gefangenen betrug 1,65 m², im März 1943 waren es immerhin noch 2,0 m². Die SS-Kommandantur löste das Problem auf ihre Weise. Abertausende wurden in die Vernichtungslager des Ostens deportiert, so daß im Sommer 1944 3,05 m² für jeden Gefangenen zur Verfügung standen.
Für die Unterbringung der Gefangenen wurden ehemalige Kasernen benutzt. Allein in der Sudetenkaserne waren mehr Gefangene einquartiert, als vor dem Krieg in ganz Theresienstadt Zivilpersonen lebten! Die Wohnhäuser der Zivilisten, die die Stadt bis März 1942 verlassen mußten, wurden mit Gefangenen belegt. Zusätzlich wurden Baracken gebaut, die Menschen in Notunterkünften, auf Höfen, in den Kasematten und auch auf den Dachböden untergebracht. 1942 z. B. wohnten 6.034 Personen auf den Dachböden. Die Menschen lagen oftmals auf dem nackten Fußboden oder auf ihren Koffern.
In den Kasernen aber auch in den Bürgerhäusern schliefen die Menschen durchweg auf dreistöckigen Pritschen, die dicht nebeneinander aufgestellt waren. Die Lager waren 65 cm breit und die Höhe zwischen den einzelnen Pritschenstockwerken betrug 80 cm, so daß man nicht aufrecht sitzen konnte.
Dabei waren eben gerade diese Pritschen der „Wohnraum“ des Gefangenen. Privates war hier nicht möglich, kein Platz für private Sachen.
Eine wahre Geißel der Unterkünfte stellte das Ungeziefer dar: Wanzen, Läuse, Mäuse und Ratten, die sehr zur Verbreitung von Krankheiten beitrugen.
Die hygienischen Bedingungen waren katastrophal, es fehlten Wasserstellen, zu wenig Toiletten, die ständig verstopft waren, eine Kanalisation, die für ein Zehntel dieser Menschenmassen ausgelegt war. Diese schwierige Situation in den Unterkünften wurde zusätzlich durch die als Kollektivstrafe für belanglose Vergehen verhängte Lichtsperre verschärft.