Munk, Dr. Erich

Erich Munk wurde bereits am 4. Dezember 1941 Mitglied des 1. Theresienstädter Ältestenrates und als solches mit der Leitung des Gesundheitswesens beauftragt. Der Historiker Hans Günther Adler charakterisiert ihn als einen Freund Edelsteins, als einen ehrgeizigen und begabten Despoten.

„Die Leitung des ‚Gesundheitswesens’ mit Dr. Erich Munk an der Spitze bewies keine glückliche Hand. Unter anderen Verhältnissen hätte er sein beachtliches medizinisches und organisatorisches Können zum Aufbau eines großstädtischen Sanitätsdienstes verwerten können, aber hier wurde seine eisige Kälte, seine Inkonzilianz, seine diktatorische Rechthaberei und seine Eitelkeit zu einem Verhängnis. Er war rastlos tätig, sah auch viele Fehler, er war stets von Plänen erfüllt, kontrollierte da und dort und scheute sich nicht vor harter körperlicher Arbeit – nur Ordnung zu schaffen, das vermochte er nicht. Was half seine Intelligenz, seine blitzschnelle Auffassungsgabe, sein blendender Witz, ja sogar seine Aufopferung, an der er fast noch vor seiner Verschickung in den Tod im Herbst 1944 zugrunde gegangen wäre, wenn er schließlich fast keiner menschlichen Regung mehr zugänglich war! Angesichts seiner überwältigend schweren Aufgabe schien in diesem Mann jedes Gefühl erstickt zu sein. Er war nie zu sprechen, arbeitete die Nächte durch und terrorisierte sich selbst und seine Untergebenen. Das verlieh dem Betrieb eine verwirrende Unrast. Wie konnte dieses ‚Gesundheitswesen’ Bedürftigen Heilung bringen? Munk war persönlich untadelhaft, aber seine Integrität wurde zu einer starren Maske, um die sich korrupte Elemente scharten, und darum half es nichts, wenn dieser Besessene an seine Kanzleitür ‚Ich kenne Freundschaft aber keine Protektion’ und an sein Wohnzimmer ‚Hier wohnt aber amtiert nicht Dr. Erich Munk’ schreiben ließ. So erzielte er mit guten und unguten Mitarbeitern wohl einen eindrucksvollen Aufbau seiner Abteilung, nur zu beseelen vermochte er ihn nie. Ähnlich wie Edelstein ist seinem Freunde Munk die allzu große Aufgabe über den Kopf gewachsen.“

Als sich der Stellvertreter Munks, Dr. Karl Fleischmann, an den Leiter des Sicherheitswesens mit der Bitte wandte, eine Kriminalbeamtin zur Verfügung zu stellen, um die unhaltbaren Zustände vor allen in den Siechenheimen zu beheben, da lehnte Dr. Munk dies mit dem Hinweis ab, er sei gegen jegliche Art der Bespitzelung. Loewenstein beschwerte sich über dieses Verhalten beim Judenältesten Edelstein.

Quellen

  • 820
    820. Hans Günther Adler , Theresienstadt 1941 - 1945, Das Antlitz einer Zwangsgemeinschaft Mohr - Verlag, , Tübingen, 2. Aufl. 1960 , S. 252.

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