Kotouč, Kurt

Kurt Kotouč stammte aus einer Mittelschichtfamilie. Sein Vater Otto Kotouč (1895–1942) hatte den ersten Weltkrieg als Soldat erlebt und überlebt. Er war der Sohn eines Bergmannes aus dem Revier von Oslavany und von Beruf Textiltechniker. Im Jahr 1921, noch ledig, wollte er sich selbständig machen mit einem Geschäft mit alten und neuen Tuch- und Wollresten. Mit diesem Geschäft wollte er auch den Lebensunterhalt seiner Mutter und einer Tante sichern. In ihrer Wohnung und einem kleinen Lager häuften sich die Textilschnitzel, die die beiden Frauen zu entwirren versuchten. Große Geschäfte konnte der Vater mit diesem mühseligen Lumpengeschäft nicht machen. Im Jahre 1921 heiratete Otto Kotouč Stella Senský aus Mohelno (1902–1942). Stellas Vater besaß dort eine Gemischtwarenhandlung.

Die Mitglieder der Familie Senský waren geachtete Bürger und auch im Gemeinderat vertreten. Die junge Familie wohnte in der Falkensteiner Straße in Brünn in einem alten Mietshaus. Kurt genoss keine religiöse Erziehung. Einmal im Jahr, wahrscheinlich zum Yom Kippur, ging er in die Synagoge. Unter seinen engen Freunden gab es keine Juden. Im Jahr 1939 beendete er die Grundschule. In der deutschen Bevölkerung Brünns gewann Konrad Henlein (Führer der faschistischen "Sudetendeutschen Partei) immer mehr Anhänger. Immer öfters wurden Kurt und weitere jüdische Kinder auf dem Schulweg von Hitlerjungen angegriffen. Kurt verlor seine arischen Freunde, deren Eltern das Spielen mit einem Judenkind nicht erlaubten.

Sein Lieblingslehrer schloss sich einer nationalistischen Organisation an und tat so, als würde er ihn nicht mehr kennen. Da er das normale Gymnasium nicht besuchen konnte, trat er in das jüdische Vereinsgymnasium ein und lernte hier Walter Eisinger kennen. Ende des Jahres 1940 durchsuchte die Gestapo die Wohnung der Familie. Wäsche, Kleidung und andere Gegenstände mussten in Koffer verpackt und bei der Gestapo abgeliefert werden. Zwei Tage lang wurde der Vater dort festgehalten und nur entlassen, weil der untersuchende Beamte der Gestapo mit Otto Kotouč an der Front gewesen war. 1941 mussten die Kotoučs zusammen mit zwei anderen jüdischen Familien in eine Dreizimmerwohnung ziehen. Im August kam erneut die Gestapo. Vater und Mutter wurden verhaftet, bald in Konzentrationslager verbracht (die Mutter nach Ravensbrück) und 1942 in Auschwitz ermordet. Kurt und sein Bruder blieben in Brünn zurück. Zurück blieb auch die achtzigjährige Mutter des Vaters und seine Schwester Marie. Die Mutter wurde 1942 in Treblinka, die Schwester in Ostrowo ermordet. Kurze Zeit durften die Brüder zu den Verwandten nach Mohelno ziehen, um mit ihnen gemeinsam im Transport Aw am 19. Mai 1942 nach Theresienstadt deportiert zu werden. Kurt kam zuerst in die Sudetenkaserne, später in das Heim L 417. Hier traf Kurt dann wieder auf Walter Eisinger.

Kurt Kotouč wurde Vorsitzender der Selbstverwaltung der Republik Schkid. Er überlebte.

Quellen

  • 678
    678. Křížková/Kotouč/Ornest (Hg.) , Ist meine Heimat der Ghettowall? Gedichte, Prosa und Zeichnungen der Kinder von Theresienstadt Dausien-Verlag, , Hanau 1995 , S. 98ff.

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