Judith Hirsch wurde 1927 in Karlsruhe geboren. Als Zwölfjährige zog sie mit ihren Eltern nach München, während ihre ältere Schwester mit einem Kindertransport nach London emigrierte. Ihre Eltern lebten in ´Mischehe, der Vater war Jude, die Mutter ´Arierin'. Der Vater arbeitete als Hausmeister im Jüdischen Krankenhaus.
Als Judith die jüdischen Schulen nicht mehr besuchen konnte, wurde sie im jüdischen Kinderheim aufgenommen, lernte hier kochen und half bei der Betreuung der kleinen Kinder. Sie kann sich gut an den 21. April 1942 erinnern, als die Gestapo kam und dreiundzwanzig kleine Kinder abholte. Sie half beim Anziehen der Kinder. Sie wurden nach Kaunas deportiert und fünf Tage später erschossen. Sie selbst blieb bis zur Schließung des Heims. Weitere Stationen waren ein Kloster in Laim am Berg und ein Zimmer in der Lindwurmstraße. Dies hatte die Mutter, die keine Jüdin war, organisieren können. Mit einem Brief wurde die Mutter in die „Arisierungsstelle“ zitiert. Würde sich die Mutter von ihrem „jüdischen Schweinehund“ scheiden lassen, könne die Tochter als Mischling wieder die Schule besuchen, hieß es dort. Doch die Mutter sagte: „Der jüdische Schweinehund war gut für mich in guten Zeiten, also ist er auch gut für mich in schlechten Zeiten“.
Im Februar 1945 wurde Judith mit ihrem Vater nach Theresienstadt deportiert.
Die Transporte in den Osten waren dort inzwischen eingestellt worden. Sie überlebten das Grauen und wurden am 6. Mai befreit und kehrten nach München zurück. Judith wollte heiraten und Kinder bekommen, doch sie wollte diese Kinder nicht in Deutschland großziehen. 1951 emigrierte sie nach Kanada und lebt heute in Montreal. 2005 kehrte sie für wenige Tage nach München zurück.