Dagmar Hilarová wurde 1928 in Prag geboren (Mädchenname Berzetti). Sie wurde als 14jährige ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie im Gesundheitswesen arbeitete. Nach der Befreiung kehrte sie nach Prag zurück und heiratete 1947 Ežen Hilar, der ebenfalls Häftling in Theresienstadt gewesen war. Ihre Gedichte wurden in viele Sprachen übersetzt und von sieben Komponisten vertont. Gedichtsammlung: „Hundert Farben hat der Regenbogen“, Berlin 1967.
Theresienstädter Kaffeehaus
Von Dagmar Hilarová
Sie sitzen bei einer Schale Ersatzkaffee.
Zwei Freunde.
Sie haben im Frieden schönere Tage gesehen.
Der eine spielte erste Geige,
der zweite Kontrabaß.
Und der Dritte, Cellist,
Hat längst wohl den Himmel in Musik gesetzt.
Sie sind nicht mehr jung,
Lang nicht mehr jung.
Ihre Stirn ist zu Runzeln erstarrt.
Auf ihr Haar ist ein Weißling geflogen.
So ein verpupptes Jugendgefühl,
Das ihnen noch einen Frühling verheißt:
Sie werden unter dem Apfelbaum sitzen
Und Beethoven spielen.
Kinderzeichnung
Von Dagmar Hilarová
Transport – das Kind sagt Transport
Und malt einen Zug mit einem eingeknickten Kamin
Kamin – das Kind sagt Kamin
Und malt einen riesenlangen Hals auf dem Störche nisten
Storch – das Kind sagt Storch
Hat aber niemals einen Storch gesehen
Mutti – wie malt man einen Storch?
Aber die Mutti ist weit
Das ist aber ein seltsames Bild!
Transport Kamin, Storch und die Mutti
Alles Liebe, mit
Einem
Einzigen
Zug!