Kurt Becher, 1909 geboren, war Leiter des Ausrüstungsstabes des Höheren SS- und Polizeiführers in Ungarn.
Der gelernte Kaufmann Becher trat 1934 der SS bei, 1937 der NSDAP. Becher hatte verschiedene Posten in den SS-Reitereinheiten, zuletzt als Adjutant Hermann Fegeleins. Diese Einheiten führten schon in Polen zahlreiche Massenexekutionen durch. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion diente Becher als 1. Ordonnanzoffizier in der SS-Kavallerie-Brigade, die insbesondere im Pripjat-Gebiet zahlreiche Erschießungen von Zivilisten vornahm. 1942 kam Becher als Sachbearbeiter ins SS-Führerhauptamt, wo er mit einer Unterbrechung bis 1944 blieb. Im Rang eines SS-Obersturmbannführers gelangte er kurz nach der deutschen Besetzung am 19. März 1944 nach Ungarn. Nach eigenen Angaben hatte er den Auftrag, Pferde und Bespannungen für die Waffen-SS zu beschaffen. Becher war entscheidend daran beteiligt, die deutsche Kontrolle über die riesigen Weiß-Manfred-Werke zu erlangen. Er war auch der oberste SS-Unterhändler in den Verhandlungen mit dem Waad Haezra Wehazala (Waad) Budapest und insbesondere mit Rezsö Kasztner. Becher war beteiligt an dem Arrangement des ´Kasztner-Transportes vom Lager Bergen-Belsen in die Schweiz. In diesem Zusammenhang traf er auch mit Zustimmung Heinrich Himmlers am 4. November 1944 in St. Gallen/Schweiz den Leiter des amerikanisch-jüdischen „Joint Distribution Committee“ und Roswell Mc Cleveland, den Vertreter des „War Refugee Board“. Da er den letzten als persönlichen Vertreter des amerikanischen Präsidenten Roosevelt betrachtete, mutete Becher dem Treffen eine über die Rettung von Juden hinausgehende Bedeutung zu.
Becher wurde im Mai 1945 von amerikanischen Militärbehörden verhaftet. Er entging der Strafverfolgung als NS-Verbrecher und wurde auf Kasztners persönliche Empfehlung aus dem Gefängnis in Nürnberg entlassen. Becher leitete nach dem Krieg in Bremen eine große Firma und war Leiter der Bremer Getreide- und Futtermittelbörse. Er geriet in den 80er Jahren in Deutschland in die Schlagzeilen, als er einen hohen Posten in der Wirtschaft übernehmen sollte. Dazu kam es wegen seiner politischen Vergangenheit nicht.