Mit der braunen Machtergreifung endete in Deutschland 1933 der Rechtsstaat. Die Unabhängigkeit der Richter war praktisch beseitigt worden. Übergriffe gegen jüdische Juristen mehrten sich, Rechtsanwälte und Richter wurden beurlaubt, ihnen wurde der Zutritt zu Gerichtsgebäuden versperrt. Brutal wurde der Mannheimer Landgerichtspräsident Dr. Heinrich Wetzlar aus dem Amt vertrieben. Am 29. März 1933 forderten randalierende SA-Leute seine Absetzung. Wenig später erfolgte seine frühzeitige Pensionierung. 1936 zog der pensionierte Richter mit seiner Frau Therese nach Baden Baden. Als die Bäderstadt im November 1938 zum Schauplatz antisemitischer Pogrome wurde, entschloss man sich zur Auswanderung. Im Oktober 1939 gelang es den Eheleuten Wetzlar, zu ihrem in Holland lebenden Sohn überzusiedeln. Doch nach dem Einmarsch deutscher Truppen in den Niederlanden im Mai 1940 drohte neuerliche Gefahr. Eben hatten die beiden noch ihre Goldene Hochzeit feiern können, da wurden sie im März 1943 nach Theresienstadt verschleppt. Es lässt sich nur erahnen, welchen unsäglichen Leiden und Entbehrungen die beiden alten Menschen dort ausgesetzt waren. Im August 1943 kamen zwei unzustellbare Karten aus Theresienstadt zurück – versehen mit aufgemalten Kreuzen............
Dr. Wetzlar und seine Frau Therese hatten sich in den zwanziger und dreissiger Jahren für straffällig gewordene Jugendliche eingesetzt und eine Einrichtung geschaffen, in die sie aufgenommen wurden, um ihnen eine Gefängnisstrafe zu ersparen.