Stand, Standliste, Standmeldung

Die Zentralevidenz mußte aufgrund von Meldungen täglich die Zahl der Gefangenen errechnen (den Stand). Alle Häuser und Zimmer hatten ihren „Stand“, überall waren „Standlisten“ zu führen und „Standmeldungen“ auf dem Instanzenwege der „Zentralevidenz“ zu erstatten. Der Judenälteste mußte den „Stand“ täglich der SS-Dienststelle schriftlich melden.

Welche Bedeutung dieser „Stand“ hatte, wurde deutlich, als man am 9. November 1943 den Vorsitzenden des Ältestenrates , Dr. Jakub Edelstein, mit der Begründung verhaftete (er wurde später mit seiner Familie zusammen in Auschwitz ermordet), er hätte die Tagesmeldung über die Anzahl der Häftlinge gefälscht und die Flucht von Häftlingen begünstigt. Unklarheiten in der Zentralevidenz führten schließlich auch zur „Zählung im Bohusovicer Kessel“ am 11. November 1943, die 300 Menschen das Leben kostete.

Nachfolgend eine Standmeldung vom 8. August 1943:

8. 8. 1943
Stand von heute..................................... 46.111
Stand von gestern.................................. 46.127
Ergibt Differenz von................................ minus 16
Zuwachs...................................................keiner
Abgang: Tote vom 7. 8............................16
Ergibt obige Differenz von minus 16
Gesamteingang im Ghetto 123.362
Gesamttote bis heute ............................. 26.290
An Stapo etc........................................... 83
Osttransporte.......................................... 50.878
............................................................... 77.251
Ergibt obigen Stand von 46.111
Geburten bis heute ................. 132 (Stand unverändert)
Außenarbeit................................ 165 (Stand unverändert)
In Haft........................................ 160 (Abgang 4: Fröhlich Otto, Beck Peter, Mandel Hersch, Stein Franz
Zuwachs 4: Stark Oscar, Wittler Paul, Mauksch Rudolf, Höveler Arnold).
Kranke......................................... 5.132

8. 8. 1943
Jedes Haus mußte täglich eine Standmeldung erarbeiten, jeder Wohnraum ebenfalls. Ein „Rundschreiben der Gebäudeleitung“ vom 25. März 1944 zeigt, wie peinlich genau man diese Standmeldung nahm:

„Standlisten genau führen. Die verantwortlichen Organe sind wiederholt darauf aufmerksam zu machen, daß die Standlisten in allen Details genauest geführt werden müssen. Es darf nicht vorkommen, daß Standänderungen nicht sofort erfaßt werden oder Namen und Transportnummern unrichtig angeführt sind. Nachlässigkeiten in dieser Hinsicht sind nicht entschuldbar und werden disziplinär bestraft werden.

Quellen

  • 903
    903. Hans Günther Adler , Theresienstadt 1941 - 1945, Das Antlitz einer Zwangsgemeinschaft Mohr - Verlag, , Tübingen, 2. Aufl. 1960 , S. 313f.
  • 904
    904. Hans Günther Adler , Theresienstadt 1941 - 1945, Das Antlitz einer Zwangsgemeinschaft Mohr - Verlag, , Tübingen, 2. Aufl. 1960 , S. 313f.
  • 905
    905. Hans Günther Adler , Theresienstadt 1941 - 1945, Das Antlitz einer Zwangsgemeinschaft Mohr - Verlag, , Tübingen, 2. Aufl. 1960 , S. 158f.

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