Im Februar 1906 waren die Eheleute Adolf und Hulda Schickler aus Nienburg nach Lüneburg in die Bardowicker Straße gezogen. Sie führten hier ein Fachgeschäft für Schuhe sowie für Knaben- und Herrenbekleidung. Die Kunden kamen aus Lüneburg aber auch aus den umliegenden Dörfern. Die Kunden kauften gerne dort ein, weil die Preise niedrig waren und Herr Schickler auch Ratenzahlung ermöglichte. Wie alle anderen Kaufleute auch, annoncierte er in den Lokalzeitungen und finanzierte durch diese Anzeigen auch den Männerturnverein (MTV) mit. Die Familie war in das städtische Leben eingebunden. Herr Schickler war Kassierer des Lüneburger Geflügelzüchtervereins, die Kinder besuchten Lüneburger Schulen, fanden dort ihre Freunde. Alle Familienmitglieder waren Mitglied im MTV, Adolf Schickler bekam 1931 noch die silberne Ehrennadel für langjährige Mitgliedschaft. 1928 zogen Adolf und Hilda Schickler in einen Neubau in die Schillerstraße und der Sohn Harry übernahm das Geschäft.
Adolf Schickler war Gemeindevorsteher in der Synagogengemeinde. In seinem Haushalt wurde koscher gekocht. Mitte der 30er Jahre, als die Gemeinde schon sehr klein geworden war, versuchte er dennoch die Feiertage einzuhalten. Die Kinder erhielten einmal in der Woche Religionsunterricht von einem Lehrer aus Hamburg. Viele der jüdischen Familien Lüneburgs waren zu diesem Zeitpunkt schon nach Hamburg gezogen oder ausgewandert. Adolf Schickler holte sich Männer von dort dazu, um Gottesdienste abhalten zu können. Zunächst wurden die Schicklers Opfer der Boykotte, dann der Pogromnacht, dann erlebten sie den Abriss der Synagoge. 1939 mussten Adolf und Hulda zusätzlich die Vornamen Sarah und Israel annehmen. Ihre Söhne verließen Deutschland mit ihren Kindern Ende der 30er Jahre. Das Geschäft wurde „verkauft“, der neue Besitzer verkaufte Schreibwaren.
Die letzte Adresse in Lüneburg war Große Bäckerstraße 23. Im Jahr 1943 standen die Namen der Schicklers auf den Transportlisten. Über Hamburg wurden sie am 5. Mai 1943 nach Theresienstadt deportiert. Frau Schickler war 74, Herr Schickler 76 Jahre alt. Adolf Schickler starb bereits auf dem Transport, Hulda Schickler lebte in Theresienstadt noch ein Jahr und starb dann auch an Unterernährung.<#špatný link#>[nbsp]