Lewin wurde im Oktober 1941 aus Köln nach Łódź > deportiert. Ab 19. April 1945 dann weiter nach Schwarzheide. Von hier aus Hungermarsch durch die Schlucht von Bautzen nach Warnsdorf. Hier vom 26. April bis zum 5. Mai in einer Fabrik, fast ohne Nahrung. Die Hungernden aßen Gras. Dann wurden alle bei strömenden Regen in offene Kohlewagen verfrachtet und nach Litoměřice gefahren. Während der Fahrt wurde geschossen, es gab Tote. Ankunft in Theresienstadt am 8. Mai 1945.
Lewin wuchs um die Jahrhundertwende in einem bürgerlich-liberalen Elternhaus im Bezirk Bromberg auf. Wie so viele andere Juden auch wurde Lewin im Ersten Weltkrieg Soldat. Er studierte Medizin und heiratete 1925 die Berliner Ärztin Dr. Alice Belgard.
1932 reichte er seine Habilitationsschrift ein, deren Annahme jedoch aus antisemitischen Gründen verweigert wurde. Neben seiner praktischen und wissenschaftlichen Arbeit bestimmte auch die Politik sein Leben: Seit 1922 war Lewin SPD-Mitglied, damit galt er für die Nationalsozialisten als „jüdisch-bolschewistisch“. 1935 wurde Lewin Chefarzt der gynäkologisch-geburtshilflichen Abteilung des Berliner Jüdischen Krankenhauses, 1937 erhielt er eine Anstellung im Krankenhaus des Israelitischen Asyls in Köln. Mit der Vierten Verordnung zum Reichsbürgergesetz wurde auch ihm die Approbation entzogen, als „Krankenbehandler“ erhielt er die Erlaubnis, jüdische Patienten medizinisch zu versorgen. Im Oktober 1941 wurden Herbert Lewin und seine Frau Alice in das Lodzscher Ghetto deportiert, Alice Lewin hat die KZ-Haft nicht überlebt.
Nach dem Ende des Krieges konnte er seinen medizinisch-wissenschaftlichen Weg fortsetzen. Nach seiner Habilitation an der Universität zu Köln im Jahr 1948 wurde er 1950 Chefarzt an der Städtischen Frauenklinik in Offenbach. Seine Berufung nach Offenbach war vom ersten großen antisemitischen Skandal in der Bundesrepublik Deutschland überschattet: Lewin wurde von Ärzten im Offenbacher Gemeinderat, Ärzten und Krankenschwestern des Offenbacher Krankenhauses und dem CDU-Bürgermeister der Stadt abgelehnt. Begründung: Lewin würde mit dem Rachegefühl eines KZlers seine Arbeit antreten, keine Frau könne sich ihm mit ruhigem Gewissen anvertrauen. Erst die Intervention der vorgesetzten Behörden und ein weltweiter öffentlicher Protest veranlassten den Offenbacher Magistrat, sein Votum zu korrigieren.
Von 1963-1969 war Herbert Lewin Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland.