Kolben, Hans Werner

1922 – 1945

H. W. Kolben war seit dem 10. August 1942 in Theresienstadt gefangen. Am 28. September 1944 wurde er nach Auschwitz deportiert. Er starb am 23. März 1945 im Konzentrationslager Kaufering an Flecktyphus. Im Ghetto Theresienstadt schrieb er, soweit bekannt ist, eine Anzahl von Gedichten und die Erzählung Der Nordpolfahrer.

Vorzeitiger Tod (H.W. Kolben)

Vom Wald her jauchzt des Waidmanns Horn,
Der Abendschatten kommt gezogen,
Dort draußen rauscht das reife Korn,
Es rauscht in weiten gelben Wogen,
Die ihren Opfertod erwarten.

Es ziehen Reiter durch die Flur,
Die Hufe treten reifes Leben,
Sie hinterlassen eine Spur,
Aus Toten, die uns nichts gegeben,
Die eines besseren Endes harrten.

Was tönst du denn so traurig, Horn,
Und klagst um ein paar gelber Garben,
Bald steht von Neuem reifes Korn,
Auf alten längst vergeßnen Narben,
Und alles, alles wird gesunden.

Aus tiefem Traum das Horn erschallt:
Du irrst, niemals wird neu geboren,
was nutzlos umkam durch Gewalt,
Was vor der Ernte ward verloren,
ist unersetzlich hingeschunden.

Quellen

  • 447
    447. Vojtěch Blodig u.a. , Kultur gegen den Tod Oswald-Verlag, , Prag 2002 , S. 206.

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