Die Mutter von Petr Ginz war keine Jüdin und die Familie wurde deswegen etappenweise von der Verfolgung heimgesucht. Petr musste am 24. Oktober 1942 ins Ghetto Theresienstadt gehen, seine jüngere Schwester Eva folgte 1944, der Vater dann erst kurz vor Kriegsende 1945.
Petr zeichnete sich von Kindheit an durch großen Interessenreichtum aus. Schon als Schüler der jüdischen Allgemeinschule in Prag versuchte er Erzählungen zu schreiben. Mit zwölf Jahren schrieb er einen Roman im Stile Jules Vernes mit eigenen Illustrationen. In Theresienstadt gelangte er in die „Eins“, wo der Heimleiter Valtr Eisinger die Einführung einer Knabenselbstverwaltung vorgeschlagen hatte. Petr trug zu dieser Institution wesentlich mit dem Wochenblatt „Vedem“ bei, das er redigierte. Seine zahlreichen Texte, Illustrationen und freien Zeichnungen erfassen viele Genres – Verse, Berichterstattung, Reportagen, Betrachtungen, aber auch romantische Erzählungen und Folgen, Zeichnungen, Aquarelle und Linolschnitte mit Dokumentationscharakter neben bildnerischen Arbeiten völlig freier Imagination.
In seinem Schaffen spiegeln sich zwei voneinander untrennbare Komponenten seiner Persönlichkeit wider: das rationale, nachdenkliche Antlitz des Redakteurs und Kommentators und die träumerische Seele des Knaben, die aus dem Theresienstädter Lager in eine verlockende, geheimnisvolle Welt flieht. Er studierte ständig: Englisch, Geschichte, Geographie, die Bücher anspruchsvoller Autoren. Die regelmäßige, pünktliche Freitagsausgabe der Zeitschrift „Vedem“ betrachtete er als Prestigefrage. Nur ihm ist es zu verdanken, daß „Vedem“ bis in den Sommer 1944 erschien. Petr Ginz wurde am 28. September 1944 nach Auschwitz deportiert, wo er umkam.