Krankenpflege im Gestapogefängnis Kleine Festung
Eigentlich war der amtlich bestellte Polizeiarzt =>Dr. B. Krönert aus =>Litoměřice für die Behandlung von Häftlingen zuständig. Dieser aber kümmerte sich mehr um das Wohlergehen der Wachmannschaften und Aufseher. Der Gesundheitszustand vieler Häftlinge war desolat. Die unzureichende Ernährung führte zu Mangelkrankheiten, die schlechten hygienischen Bedingungen zu sich schnell ausbreitenden Infektionskrankheiten, die feuchten und kalten Zellen zu Erkältungskrankheiten und Tuberkulose. Gefangene Mithäftlinge kümmerten sich als Ärzte um die Gefangenen, führten ohne die entsprechenden Hilfsmittel schwierige Eingriffe durch wie Blinddarmoperationen, Beinamputationen etc.. Dabei mussten die Medikamente von den Häftlingen selbst bezahlt werden.
Oberst =>Josef
Svoboda, der
in den sechziger Jahren deutsche Freiwillige
betreute, berichtete, daß die
Häftlinge solidarisch zusammenlegten, um die medizinische
Hilfe für die erkrankten Kameraden zu ermöglichen. Krankenhauseinweisungen
bei sehr schweren Erkrankungen wurden nur sehr
selten genehmigt. Anfangs gab es nicht einmal
eine Krankenstube. Diese wurde erst Ende August
1940 auf Anregung von zwei Häftlingsärzten
von =>Jöckel genehmigt und später durch zwei weitere
Zellen ergänzt. Die Ausstattung dieses „Krankenreviers“ mit
medizinischen Geräten und Medikamenten war jedoch äußerst
mangelhaft. Im November 1944, nach Ausbruch
einer Dysenterie-Epidemie, wurde neben der Gärtnerei ein
Krankenrevier eingerichtet.
In den Jahren 1944 und 1945 war vor allem die medizinische Betreuung und Versorgung der Häftlinge auf dem IV. Hof völlig unzureichend. Quelle: 457) 458)
J. Kylies. Auf der Zelle Nr. 41 operiert Dr. med. Ponka mit einer Rasierklinge.