Es fällt auf, daß sehr viele niedrige, mittlere aber auch höhere SS-Ränge von Österreichern besetzt waren. Bekannt ist, daß die Judenverfolgung nach der Angliederung gerade in Wien besonders brutale Züge annahm. Dennoch wird in Österreich oftmals so getan, als wären die Kriegsverbrechen und der Massenmord an den Juden eine rein reichsdeutsche Angelegenheit gewesen. Erstaunt ist man über den Umgang der österreichischen Justiz mit der eigenen Nazivergangenheit. Von den insgesamt 136.000 Verfahren, die nach 1945 in Österreich wegen NS-Verbrechen vor den sogenannten Volksgerichtshöfen gelandet waren, wurden 108.000 abgebrochen oder eingestellt. Von den übrigen 28.000 wurde knapp die Hälfte der Angeklagten schuldig gesprochen und von denen viele wegen sogenannter Formalverbrechen, d. h. z. B. wegen der illegalen Mitgliedschaft in einer NS-Organisation zwischen 1934 und 1938.