Klaar, Paul

Paul Klaar war Wiener Jude. Er war Chefarzt im Sammellager gewesen. Er leitete dort die medizinische Betreuung und mußte für die SS Gutachten erstellen, wer transportfähig sei und wer nicht. Seine Gutachten musste er dem Lagerleiter oder der Gestapo vorlegen und er unterstand permanenter Kontrolle.

Er versuchte so oft wie möglich, die Menschen vor der Verschleppung zu bewahren, seine Anträge wurden aber oft abgelehnt. Nach seiner Befreiung aus Theresienstadt wurde er mit zahlreichen Ehrungen überhäuft. Nun wurde er „geheimer Hofrat“ und Chefarzt der Wiener Polizei. Niemand erhob Vorwürfe gegen Paul Klaar und alle Überlebenden wussten nur Gutes über ihn zu berichten. Sein Neffe schreibt über seinen Onkel:

„ Körperlich war der große, dicke, stets vergnügte und energiegeladene Onkel meiner Kindertage mit seiner jugendhaften Liebe zu winzigen Kameras und riesigen Füllfederhaltern auf ein Drittel seines früheren Umfanges geschrumpft. Er „funktionierte“, er ging mit mir spazieren, nahm mich mit in sein Büro im Polizeipräsidium. Er sprach – wenn auch nur wenig und langsam, er aß – auch nur wenig und langsam. Wenn ich mit ihm am Tisch saß, wenn ich mit ihm durch die Straßen ging, saß und ging ich neben einem Roboter. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos, die Stimme monoton, die Augen ohne Leben.“

Paul Klaar verzweifelte an seinen früheren Aufgaben. Drei Selbstmordversuche scheiterten, dann wurde er auf dem Ring von einer Straßenbahn überfahren und starb an seinen Verletzungen im Alter von 62 Jahren. Niemand weiß, ob er geistesabwesend in die Straßenbahn lief oder in Absicht.

Quellen

  • 425
    425. Doron Rabinovici , Die Wiener Judenräte unter NS-Herrschaft Zeitschrift des Zeitgeschichtemuseums Gedenkstätte Ebensee, Nr. 58,

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