Arbeitslager Kaufering

Der aus insgesamt 11 Lagern bestehende Lagerkomplex Kaufering gehörte zum Hauptlager Dachau. Seine Außenkommandos mußten hauptsächlich Bauarbeiten für getarnte Rüstungsprojekte ausführen. Der im März 1944 gegründete sogenannte „Jägerstab“ hatte die Steigerung der Produktion für Jagdflugzeuge zur Aufgabe. Die Organisation Todt sollte die unterirdische Verlagerung der Produktion organisieren. Zuständig für Kaufering war die „OT-Einsatzgruppe Deutschland VI“ mit Sitz in München. In Kaufering sollte auch der erste Düsenjäger, die „Messerschmidt 262“, in Serie hergestellt werden, was nicht mehr gelang.

In Kaufering III waren viele Theresienstadthäftlinge untergebracht, die zuvor in Auschwitz selektiert worden waren. Das im Mai 1944 gegründete Lager faßte 3.400 Häftlinge. Während die SS bei der Auflösung des Lagerkomplexes Kaufering sämtliche Karteien und Registraturen der Außenkommandos vernichtete, ist die aus Zwangsarbeitern bestehende Belegschaft der einzelnen Lager nicht mehr zu rekonstruieren, bis auf Lager III. Dort gelang es dem Lagerältesten, dem Kommunisten Victor Necas, das Lagerbuch, in dem die Häftlinge mit Namen und Nummern erfaßt waren, zu verbergen und zu retten.

Von Kaufering aus, wo das Lagerbuch 3.916 Häftlinge registrierte, wurden 1.629 in andere Lager weiter verschickt.

Im Lager III. war auch der über Theresienstadt und Auschwitz nach Kaufering deportierte Miroslav Kárný inhaftiert.

Kaufering III lag direkt an der Bahnlinie in der Gleiskurve zwischen Landsberg und Kaufering und hatte neben den Häftlingsunterkünften einen Krankenblock, eine Kapostube, eine Schreibstube, Werkstätten, eine Kleiderkammer, eine Totenkammer und eine Lagerküche. Die Häftlingsunterkünfte waren Erdhütten, daneben gab es Holzbaracken für verschiedene Nutzungen.

Die Arbeit war schwer, die Ernährung nicht ausreichend, die Unterbringung katastrophal, die Todesrate hoch. Im April 1945 soll es zu Fällen von Kannibalismus in Kaufering III gekommen sein.

Der Chef des Reichssicherheitshauptamtes, Kaltenbrunner, hatte noch im April 1945 den Befehl gegeben, sämtliche Häftlinge, die sich in den Kauferinger Lagern befänden, zu ermorden. Allein das schlechte Wetter hat die Luftwaffe daran gehindert, die Lager zu bombardieren.

Quellen

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    416. Raimund Kemper (Hg.)/Miroslav Kárný , Sieben Monate Kaufering Dokument Nr. 12939 der Gedenkstätte Dachau,

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