Groag, Gertrud

Gertrud Groag stammte aus Zábřeh in Mähren. Am 4. Juli 1943 wurde sie nach Theresienstadt deportiert, wo sie mit ihrer Familie bis zur Befreiung blieb. Ihr Sohn Willi Groag schrieb 1943 einige ihrer Gedichte in zwei Exemplaren kalligraphisch ab und gab sie in einem Bändchen mit dem Titel Lieder einer Krankenschwester heraus. Die einzelnen Gedichte illustrierte er mit seinen Zeichnungen.

Vision
Gertrud Groag

Hast stiller Fährmann du vielleicht
Mich heut schon abgesetzt am andern Ufer
Des breiten Stromes, dessen Silberband
Mich trennt von dir, geliebter Freund?
Bewußt noch fühl ich meines Körpers Hülle.
Und meine Glieder, schmerzlos, kühl und frei
Ruh`n wie auf almengrünen Rasenmatten.
Und wo ruh`st du, geliebter Freund?
Ich weiss es nicht, ob je ich deine Hände
Als Kosen über`m Scheitel spüren werde.
Ist es vorbei? Und war es schon das Ende?
Bin ich entrückt dir, ewig heissgeliebte Erde?
Auf ewig Dir, mein heissgeliebter Freund?

Quellen

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    274. Vojtěch Blodig u.a. , Kultur gegen den Tod Oswald-Verlag, , Prag 2002 , S. 206, 211.

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