Flut 2002

Theresienstadt/Terezín nach der Flut
Bericht über einen Besuch in der Gedenkstätte Theresienstadt/Terezín

von Jürgen Winkel (Kinder- und Jugendheim Putenhof Belitz)

11. September 2002

Zusammen mit dem Kollegen Jens Fangohr besuchte ich im Auftrag der Jugendlichen und Mitarbeiter der Einrichtung und des Niedersächsischen Vereins zur Förderung von Terezín/Theresienstadt e.V. die Gedenkstätte Theresienstadt.

In Gesprächen mit der Gedenkstättenleitung (Dr. Munk, Dr. Blodig, Herr Janousek, Ing. Krejni) , Mitarbeitern der Gedenkstätte, Bewohnern der Stadt und Vertretern der Künstlerkolonie M.e.c.c.a. informierten wir uns über die durch das Hochwasser aufgetretenen Schäden und berieten, wie Hilfe auch durch uns möglich sein kann.

Die Flut

In den Morgenstunden des 16. August wurde die nordböhmische Kleinstadt Theresienstadt/Terezín, wo während des Zweiten Weltkrieges 150.000 Juden ghettoisiert wurden, und die sogenannte Kleine Festung, die als Gestapogefängnis diente, vom Hochwasser völlig überschwemmt.

Das Wasser kam von der durch die Stadt fließenden Ohře (Eger), die durch das Hochwasser der nahen Elbe gestaut wurde, es kam über die Felder von Litoměřice her, stieg aus den Festungsgräben und aus der Kanalisation.

Das Wasser überflutete die Straßen und Plätze der Stadt, den jüdischen Friedhof, die Erdgeschosse der Wohnungen, Geschäfte und öffentlichen Gebäude, darunter die Internationale Begegnungsstätte in der Magdeburger Kaserne, das Columbarium und das Ghettomuseum in einer Höhe von 1,50 m.

Auf der anderen Seite der Eger suchte sich das Wasser den Weg in die noch tiefer gelegene Kleine Festung, überflutete den Parkplatz, die Gartenkolonien, den Nationalfriedhof und floß durch das Eingangstor und die Außenfenster in das Innere der Festung. Während sich das Wasser in dem ehemaligen Gestapogefängnis verteilte, Werkstatthof, Frauenhof, Verwaltungshof, den I. Hof in einer Höhe von 1,60 m überflutete, es in den tiefer gelegenen IV. Hof floß und ihn fast 4 Meter hoch (bis über die Zellenbauten hinaus) unter Wasser setzte, stieg das Wasser aus den Gräben und aus der Kanalisation heraus. Erst am Samstag den 17. August 2002 begann das Wasser langsam zu sinken und abzufließen. Erst nach und nach wurde das tatsächliche Ausmaß der Schäden klar und es ist auch heute noch nicht abzusehen, mit welchen Folgeschäden man zu rechnen hat.

Die Schäden in der Stadt
(einschließlich der Gedenkstätteneinrichtungen)

Die Stadt war durchschnittlich in einer Höhe von 1,50 m überflutet. Dieser Wasserstand ist jetzt an den Häuserwänden abzulesen. Etwa 300 Wohnungen in den Erdgeschossen wurden überflutet, rund 300 Familien verloren einen Großteil ihrer Habe: Möbel, Elektrogeräte, Kleidung, Wäsche. Diese Opfer der Flut wurden bei Verwandten, in Nachbargemeinden und im 2. Stock der Begegnungsstätte untergebracht. Überflutet wurden das Rathaus, die für die Versorgung der Bevölkerung wichtigen Geschäfte, Arztpraxen, Restaurant, Kindergärten, die Künstlerkolonie M.e.c.c.a., das Kulturhaus, das Altersheim und die Kasernen.

Die elektrische Versorgung ist zusammengebrochen, bisher haben nur wenige Gebäude Strom. Der Telefonverkehr funktioniert noch nicht. Auf einem Gelände an der Hauptstraße (gegenüber dem Ghettomuseum) stapeln sich der Sperrmüll, Abfall und Schutt. Lastkraftwagen bringen ständig neue Ladungen, während die Armee mit schwerem Gerät diesen ungeheuren Berg zu verdichten versucht. Er soll später als Sondermüll entsorgt werden. Überall in den Wohnungen wird der Putz bis in eine Höhe von 2,00 m abgeschlagen, damit die Wände austrocknen können.

Die tiefer gelegene Schule der Stadt wurde zusammen mit der Turnhalle völlig überflutet. Die Kinder wurden nach Mähren gebracht, wo sie Unterkunft gefunden haben und die Schule besuchen können. Die VW-Foundation und die Stadt Gablonec nad Nisou haben je 1 Mill. CK für die Wiederherstellung der Schule zur Verfügung gestellt.

Die Internationale Begegnungsstätte in der Magdeburger Kaserne mit den Unterbringungs- und Versorgungseinrichtungen, den Ausstellungsräumen und Büros ist schwer geschädigt. Der Eingangsbereich mit Kasse, Verkaufsraum, Pförtnerloge, die Büros der Freiwilligen, die des Pädagogischen Dienstes und der Dokumentationsabteilung sind stark betroffen, ein Großteil der Möbel, der Computer- und Kommunikationsanlagen, der Heizung und des Archivs- Akten- und Ausstellungsmaterials ist zerstört. Groß sind die Schäden im Speisesaal und in der Küche, wohl nur ein Teil der Herde, Kühlanlagen und Aggregate ist reparabel. Die wertvollen Ausstellungen in der 1. Etage haben nicht gelitten. Es besteht jetzt jedoch (wie in den anderen Museen auch) die Gefahr, daß sie durch die von den riesigen Heisslüftern produzierte feuchte Warmluft Schaden nehmen und deswegen abgebaut werden müssen. Niemand weiß, wo man die Ausstellungen lagern kann. Nachdem Kanalisation, Strom- und Wasserversorgung wieder hergestellt ist, können voraussichtlich ab Ende des Monats wieder kleine Gruppen in der Begegnungsstätte wohnen.

Im Innenhof der Kaserne stehen große Zelte der Armee, die einen Teil der Bevölkerung und die Mitarbeiter der Gedenkstätte aus Gulaschkanonen mit warmen Mahlzeiten versorgt. Im 2. Stock der Begegnungsstätte wohnen junge Familien aus der Stadt, die ihre Wohnungen und ihre gesamte Habe verloren haben.

Das erst im Oktober eingeweihte Columbarium, in dem die Totenfeiern abgehalten und die Asche der Opfer in Pappkartons aufbewahrt wurde, ist völlig überflutet worden. Die neue Ausstellung ist völlig zerstört. Boden und Wände sind mit dicken und zähen Schlamm behaftet. Das Wasser war zum Zeitpunkt des Besuches noch nicht abgeflossen. Ein genauer Schadensbericht muß noch erstellt werden.

Am Parkplatz des Krematoriums sind tiefer gelegene Mitarbeiterwohnungen völlig (bis zum Dach) überflutet und zerstört worden. Dahinter in Richtung Bohušovice steht das Wasser, ein riesiger, stinkender See. Der Jüdische Friedhof und das Krematorium sind schwer beschädigt. Die Leitung der Gedenkstätte befürchtet schwerste Schäden an der Statik des Krematoriums. Auf der Straße zum Parkplatz befinden sich Löcher, durch die man bis in die im Untergrund liegenden Kasematten (unterirdische Wehrgänge) blicken kann. Sie stehen nach wie vor unter Wasser.

Das etwas höher gelegene Ghettomuseum ist nicht so stark betroffen. Der Fußboden des Erdgeschosses war überflutet. Der tiefer gelegene Teil (Kinosaal und hintere Ausstellungsräume) sind aufgrund des höheren Wasserstandes schwerer betroffen. Das in diesem Bereich ausgestellte Modell der Stadt ist vernichtet. Im Raum, in dem sich die Gedenkstätte für die Theresienstädter Kinder befindet, wurde der Holzfußboden beschädigt. Die Büros der Bildungsabteilung und der Studienraum für Jugendgruppen wurden gänzlich zerstört. Auch hier besteht die Gefahr, daß die erst im Herbst 2001 eröffnete neue ständige Ausstellung im ersten Stock durch die Arbeit der Heissluftgebläse Schaden nimmt und abgebaut werden muß.

In dem erst im Mai 2002 eröffneten, neu restaurierten Haus der Bildungsstätte in der Pražká Strasse wurden der Vortragssaal, der Gemeinschaftsraum im Keller und das gesamte Erdgeschoss samt Ausstattung zerstört.

Die erst in den neunziger Jahren gefundene und restaurierte jüdische Betstube aus der Ghettozeit wurde schwer eschädigt.

2.1 Die Schäden in der Kleinen Festung (Gestapogefängnis)

Die Schäden in der tiefer gelegenen Kleinen Festung, in der sich die zentralen Einrichtungen der Gedenkstätte befinden, sind besonders groß.

Der Friedhof wurde völlig überflutet. An einigen Stellen ist der Boden abgesackt, ein Großteil der Rosenstöcke scheint geschädigt.

Die an der Festung vorbeiführende höher liegende Straße ist an einer Stelle zu beiden Seiten weggebrochen und bisher nur notdürftig repariert worden.

Ein Gebäude am Parkplatz, in dem Mitarbeiter der Gedenkstätte wohnten, ist völlig zerstört , die dort vorhandenen Kioske sind vom Wasser weggefegt.

In allen Gebäuden der Kleinen Festung sind die Erdgeschosse völlig zerstört, ein Großteil der Möbel, der Kommunikationseinrichtungen, der Computer, der Versorgungseinrichtungen ist vernichtet.

Der Kassenbereich und die Räume der Gruppenbegleiter sind stark beschädigt.

Ein Notbetrieb regelt Besucherverkehr.

Die Ausstellung im Eingangstor über die Geschichte Theresienstadts bis zum Zweiten Weltkrieg ist völlig zerstört und muß ersetzt werden.

Die Empfangsräume in der Außenmauer am Eingang, die Wohnung des Hausmeisters Jiří Cerveney und seiner Familie sind völlig zerstört, alle Möbel, Wäsche und andere Habseligkeiten verloren. Sie wohnen jetzt bei Verwandten in Brozanny.

Völlig zerstört ist das Restaurant mit der Küche, den Kühlräumen und den Speisesälen.

Die Ausstellung auf dem Frauenhof über das unterirdische KZ Richard in Litoměřice ist schwer geschädigt.

Die Ausstellung im Erdgeschoß des Museums der Kleinen Festung ist verloren und mußte abgebaut werden.

Der Kinosaal ist zerstört. Hier mußte der Holzfußboden herausgerissen werden.

Die zentrale Leitung und Verwaltung der Gedenkstätte im Herrenhaus ist wohl am schwersten betroffen. Sämtliche Büros in diesem Bereich wurden zerstört. Die Möbel, viele elektrische Geräte, Computer usw. gingen verloren. Zerstört wurde das Fotolabor, die Dokumentationsabteilung, Besprechungszimmer. Ein Großteil der Bücherei und des unersetzlichen Archivs wurden gerettet. Wertvolle Dokumente und Teile der Bücherei wurden mit Spezialtransportern tiefgefroren und nach Prag gebracht. Hier wird in mühevoller Kleinarbeit versucht, sie zu retten.

In den Räumen sind die wassergetränkten Holzfußböden herausgerissen worden. Der Putz ist auf bis auf eine Höhe von 1,80 m abgeschlagen. Heisslüfter, deren Betrieb täglich 1.000 CK kostet, stehen in jedem Raum und machen ihn zur Sauna. Der Trocknungsprozeß wird Monate dauern . Dabei ist es ein Wettkampf mit der Zeit. Bevor die Frostperiode einsetzt, muß ein Großteil der Feuchtigkeit aus den Mauern heraus sein, weil zu befürchten ist, daß der Frost noch größere Schäden anrichtet. Schon jetzt sind überall Schimmel und Ansätze von Salpeter an und in den Mauern zu erkennen. Überall hängen Kabel heraus. Das gesamte elektrische Netz muß erneuert werden. Ein weiteres Problem ist die Versorgung der Gebäude mit Wärme. Die ganze Gedenkstätte wurde von Nachtspeicheröfen (ältere Modelle) beheizt, die nun, auseinandergenommen, austrocknen sollen. Niemand weiß, ob sie wieder zu benutzen sind. Die Kanalisation ist notdürftig wieder hergestellt worden. Als Trinkwasser kommt nur Mineralwasser aus Flaschen infrage.

In der oberen Etage haben die Mitarbeiter im großen Saal einen Katastrophenstab eingerichtet und notdürftig Büros installiert. Es ist schwierig, ohne das gewohnte Kommunikationsnetz die Vielzahl der jetzt anfallenden Arbeiten zu erledigen und zu koordinieren.

Sämtliche Zellen auf allen Höfen sind schwer beschädigt, überall wurden die Holzfußböden herausgerissen. Die gleiche Situation herrscht in den Wachstuben, im Geschäftszimmer, in der Hofverwaltung.

Schwer beschädigt wurde der tiefer gelegene IV. Hof, der bis über die Dächer der Massenzellen hinaus unter Wasser stand und vollkommen renoviert werden muß. Bei unserem Besuch waren gerade Soldaten der tschechischen Armee dabei, den Putz von den Wänden zu schlagen. Der Durchgang zum Hof ist weggespült.

Tischlerei, Schlosserei, Malerei , die Werkstatt des Restaurators sind schwer geschädigt. Es ist nicht absehbar, welche der Maschinen und sonstigen Geräte nach dem Trocknungsprozeß wieder eingesetzt werden können. Die Küche in der Kantine ist zerstört, der Versammlungsraum für die Mitarbeiter und die Umkleideräume nicht mehr zu benutzen. Der für die Arbeiten in der Gedenkstätte zuständige Ing. Krejni muß ohne sein zerstörtes Büro auskommen. Er ist in doppelter Weise betroffen, da er sein neu erbautes Haus in Cesky Kopiste am Ufer der Labe (Elbe) verloren hat.

Die kleine Wohnung, die die Gedenkstätte vor allem für die Arbeitsgruppen des Putenhofes hat einrichten lassen, war gerade im Frühjahr frisch renoviert worden. Sie ist durchnäßt, ein Teil der Einrichtung verloren. Nur die Betten sind von Mitarbeitern der Gedenkstätte gerettet worden.

Die unterirdischen Gänge stehen zum Teil noch unter Wasser, Risse in den Gewölben weisen auf größere Schäden hin, das gesamte elektrische Netz ist dahin.

In den Gräben steht noch Wasser. Das von unserer Arbeitsgruppe während des Sommerlagers im Südbereich der Festung gefällte Holz hat sich über 1000 Meter hinweg um die ganze Festung herum verteilt. Ein mehrerer Tonnen schwerer Baumstamm, den wir wegen des kurzen Schwerts unserer Motorsäge nicht haben zerschneiden können, liegt jetzt schräg auf dem Unterstand des Erschießungsplatzes. Auch in Bezug auf den Zustand der Wälle und Gräben läßt sich die Schadenshöhe noch nicht feststellen. Sie müssen auf Unterspülung untersucht werden.

Zusammenfassung

Ein Großteil der in den letzten 12 Jahren in Theresienstadt geleisteten Arbeit ist zerstört oder stark beschädigt worden. Dazu zählen auch Ausstellungen, die wie kaum andere auf der Welt die Erinnerung an die nationalsozialistischen Gewaltverbrechen wachhalten. Hunderttausende von Menschen besuchen jährlich die Gedenkstätte, Tausende nehmen an Seminaren und Veranstaltungen in der Begegnungsstätte teil. Die Gedenkstättenleitung (und damit wir alle) müssen neu beginnen. Dr. Munk teilte mit, daß sich der Schaden nach einer vorläufigen (sicher nicht endgültigen) Schätzung auf mindestens 60 Mio. CK beläuft (in etwa 2 Mio. Euro), von denen 30 Mio. für Schäden an unbeweglichen Gütern aufgebracht werden müssen. Die tschechische Regierung hat für die durch die Flut an Kulturdenkmälern in der Tschechischen Republik angerichteten Schäden für das Jahr 2002 ca. 10 Mio. CK zur Verfügung gestellt. Theresienstadt bekommt davon 3 Mio. Die eigentliche Flutopferhilfe des Staates (und das ist auch richtig so) geht zunächst an die betroffenen Menschen. Die Gedenkstätte Theresienstadt ist keineswegs in der Lage, diese Summe alleine oder mit Hilfe des Kultusministeriums aufzubringen.

Die Gedenkstätte ist am 6. August wieder geöffnet worden, weil man jetzt auf die Eintrittsgelder eines jeden Besuchers angewiesen ist. Viele Bereiche sind jedoch nach wie vor für die Besucher gesperrt.

Leitung und Mitarbeiter der Gedenkstätte (von denen viele ihre Wohnung verloren) haben in den letzten Wochen zusammen mit Soldaten der tschechischen Armee und Freiwilligen eine enorme Leistung vollbracht, um Schlimmeres zu verhüten. Sie sind am Rande der Erschöpfung aber nicht verzweifelt. Sie wollen mit dem „Wiederaufbau“ beginnen und benötigen dafür dringend unsere Hilfe.

Dabei geht es vordringlich um finanzielle Mittel, um das Sammeln von Geldbeträgen. Sachspenden wie Werkzeuge, Maschinen, Möbel, Computer usw. können vielleicht im Frühjahr gebraucht werden. Zur Zeit weiß niemand, wohin damit. Die Gedenkstätte benötigt das Geld nicht irgendwann, sondern jetzt. Denn nur jetzt können die Arbeiten durchgeführt werden, die notwendig sind, um die durch den bevorstehenden Wintereinbruch befürchteten zusätzlichen Schäden zu vermeiden. Wir sollten alle Kontakte, alle Möglichkeiten und Ideen nutzen, um die Hoffnung, die unsere tschechischen Freunde in uns setzen, erfüllen zu können.

Die Leitung der Gedenkstätte bat uns, mit einer Arbeitsgruppe des Putenhofes nach Terezín zu kommen, um bei der dringend notwendigen Arbeit in der Gedenkstätte zu helfen. Ich werde deswegen mit 8 – 10 Jugendlichen, die alle schon einmal an einem Work Camp in Theresienstadt teilgenommen haben, ab dem 28. September 2002 nach Terezín fahren. Wir werden da helfen, wo wir gebraucht werden und solange bleiben wie möglich (und es die Ferien bzw. Absprachen mit den Schulen zulassen).

Die Menschen in Theresienstadt wissen, daß das Hochwasser in Sachsen, Sachsen – Anhalt, Brandenburg und Niedersachsen große Schäden angerichtet und viel Leid verursacht hat. Sie bitten uns dennoch um Hilfe und darum, hier in Deutschland auf das Schicksal und die Not dieses Ortes aufmerksam zu machen, der auf besondere Art und Weise mit der deutschen Geschichte verbunden ist. „Laßt uns jetzt nicht alleine“, sagte Jiří Cerveney, als Jens und ich uns am Montagnachmittag verabschiedeten.

Theresienstadt ist aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte für unsere Jugendlichen nicht nur ein Ort des Gedenkens an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltverbrechen. Durch die Arbeit auf dem Gelände der Gedenkstätte, durch die Begegnung mit den heute noch lebenden Zeugen des Naziterrors, tschechischen Jugendlichen und Familien ist dieser Ort für uns alle auch zu einem Ort der Versöhnung und der Hoffnung geworden. Deswegen werden wir unsere ganze Kraft einsetzen, um ihn zu erhalten.

Jens Fangohr und ich überreichten der Familie Cerveney, die sich über Jahre hinweg engagiert und um das Wohlergehen unserer Jugendlichen in Theresienstadt gesorgt haben, einen Geldbetrag. Dieser wurde von den Jugendlichen der Einrichtung (manche haben von ihrem Taschengeld 20 Euro gespendet), von Eltern der Jugendlichen, den Mitarbeitern des Putenhofes und von Mitgliedern des Niedersächsischen Vereins zur Förderung von Theresienstadt/Terezín e.V. gespendet. Wir überbrachten ihnen als Spende von Irmgard Oehring (einer Freundin unserer Einrichtung) Wäsche, Decken, Bekleidungsgegenstände, die sie in der Flut verloren hatten und dringend benötigen. Ihre Freude war unbeschreiblich.

Als ich am Dienstagabend (10. September) über den Besuch in Theresienstadt berichtet hatte und fragte, wer denn mit ins Work Camp fahren will, meldeten sich viele der Jugendlichen und Betreuer spontan. Material und Fotos sind auch aus dem Internet unter www.holocaust.cz/deu/2002/terezin 1 zu beziehen.

Jürgen Winkel, Putenhof Belitz

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