Enzephalitis

„Enzephalitis (Gehirnentzündung) wurde erstmals 1916/17 festgestellt... In Theresienstadt gelangten....1943 vereinzelte Fälle zur Behandlung. Erst im Anschluß an die Poliomyelitis (Kinderlähmung) war eine Häufung der Enzephalitis eingetreten, die im Dezember 1943 ihren Höhepunkt erreichte. Grundsätzlich ist zu bemerken, daß es sich um eine Gehirnentzündung handelt, die in ihren Symptomen mit den sonstigen Beschreibungen der Epidemie eine gewisse Ähnlichkeit hat, sich aber durch einen äußerst gutartigen und leichten Verlauf von allen anderen Schilderungen unterscheidet. Krankheitserscheinungen sind hauptsächlich leichtes Fieber, Kopfschmerzen, Gleichgewichtsstörungen und doppeltes Sehen, verursacht durch leichte Lähmungen verschiedener Augenmuskeln. Fälle mit ausgesprochener Schlafsucht sind selten. Die Symptome wechseln rasch, verschwinden aber erst nach mehreren Wochen. Bei der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um eine leichte Erkrankung, bei der oft überhaupt kein ausgeprägtes Krankheitsgefühl vorliegt. Die Krankheit wird durch Berührung übertragen und befällt hauptsächlich jüngere weibliche Personen.

Bis zum 20. April 1945 wurden rund 1.000 Fälle von Enzephalitis verzeichnet. Einen Höhepunkt hatte die Epidemie im Dezember 1943 erreicht. der Historiker Hans Günther Adler spricht die Vermutung aus, daß viele Ärzte zu schnell und manchmal leichtfertig diese Diagnose stellten.

Quellen

  • 146
    146. Hans Günther Adler , Theresienstadt 1941 - 1945, Das Antlitz einer Zwangsgemeinschaft Mohr - Verlag, , Tübingen, 2. Aufl. 1960 , S. 516f.

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