Die Rassenideologie der Nationalsozialisten (Hitlers)

siehe auch Nürnberger Gesetze

In dem 1920 erstmals verkündeten Programm der NSDAP und vor allem in dem 1924 von Hitler in der Landsberger Festungshaft begonnenen Buch „Mein Kampf“ steht der Rassengedanke im Zentrum seiner Lehre:

„Die Sünde wider Blut und Rasse ist die Erbsünde dieser Welt und das Ende einer ihr sich ergebenden Menschheit.....Demgegenüber erkennt die völkische Weltanschauung die Bedeutung der Menschheit in ihren rassischen Urelementen. Sie sieht im Staat prinzipiell nur ein Mittel zum Zweck und fasst als seinen Zweck die Erhaltung des rassischen Daseins der Menschen auf.“

Unter Rasse wird hier also die biologische Zuordnung des Menschen gesehen, die nicht nur seine körperlichen Merkmale, sondern auch seine geistigen und seelischen Anlagen bestimmt. Sie wird zur bewegenden Kraft in der Geschichte erhoben.

Nach Hitlers Ansicht herrscht zwischen den Rassen und den einzelnen Menschen ein erbitterter Kampf ums Dasein:

„Die Natur kennt keine politischen Grenzen. Sie setzt die Lebewesen zunächst auf diesen Erdball und sieht dem freien Spiel der Kräfte zu. Der Stärkste an Mut und Fleiß erhält dann als ihr liebstes Kind das Herrenrecht des Daseins zugesprochen.....Am Ende siegt ewig nur die Sucht der Selbsterhaltung. Unter ihr schmilzt die sogenannte Humanität als Ausdruck einer Mischung von Dummheit, Feigheit und eingebildetem Besserwissen, wie Schnee in der Märzensonne. Im ewigem Kampfe ist die Menschheit groß geworden – im ewigen Frieden geht sie zugrunde!“

Wir erkennen die Herkunft dieser Gedanken. Charles Darwin und seine Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl wird hier einfach auf die Geschichte übertragen. Das menschliche Leben wird ausschließlich als durch biologische Gesetze bestimmt gesehen. Existenz und Wirksamkeit geistiger und sittlicher Maßstäbe werden geleugnet.

Von allen Rassen ist nach Hitlers Ansicht die nordische oder arische Rasse die wertvollste, im Grunde die eigentlich wertvolle und schöpferische überhaupt. Danach kommen alle anderen und deswegen steht der arischen Rasse automatisch auch die Herrschaft über die Welt zu. Daß es den Begriff „arisch“ in der Wissenschaft überhaupt nicht gab, interessierte Hitler wenig. Er brauchte diesen Begriff, um seinen Machtanspruch „wissenschaftlich“ zu rechtfertigen.

Dasselbe gilt für das Gegenbild der arischen, für die jüdische Rasse. Wie der Arier die Verkörperung alles Guten und Edlen in der Welt sein soll, so stellte der Jude das negative Prinzip dar. Die Juden standen für Hitler als Rasse ganz unten in der Rangordnung. Der Jude ist der Feind, den es ununterbrochen zu bekämpfen gilt und der für alle Niederlagen im politischen wie im persönlichen Bereich verantwortlich gemacht wird:

„Gab es denn da einen Unrat, eine Schamlosigkeit in irgendeiner Form, vor allem des kulturellen Lebens, an der nicht wenigstens ein Jude beteiligt gewesen wäre? Sowie man nur vorsichtig in eine solche Geschwulst hinein schnitt, fand man, wie die Made im faulendem Leibe, oft ganz geblendet vom plötzlichen Lichte, ein Jüdlein.....So ist der Jude heute der große Hetzer zur restlosen Zerstörung Deutschlands. Wo immer wir in der Welt Angriffe gegen Deutschland lesen, sind Juden ihre Fabrikanten..... Der Jude.... geht seinen Weg, den Weg des Einschleichens in die Völker und des inneren Aushöhlens derselben, und er kämpft mit seinen Waffen, mit Lüge und Verleumdung, Vergiftung und Zersetzung, den Kampf steigernd bis zur blutigen Ausrottung der ihm verhaßten Gegner.“<#špatný link#>Adolf Hitler: „Mein Kampf“, Seite 61, 147f, 702

Hitlers rassenideologische Ansichten waren nicht neu, sie gingen zurück auf eine neue Form des Judenhasses, wie er sich als Reaktion auf die im 19. Jahrhundert vollzogene Emanzipation der Juden – vor allem in Deutschland – entwickelte (siehe Rassenantisemitismus).

Die Nationalsozialisten bauten sich ihre Rassenlehre aus willkürlich ausgewählten Bausteinen verschiedener „Wissenschaften“, die – zusammengesetzt – das Bild einer angeblich reinen Rasse ergaben. Dieser reinen „arischen“ Rasse schrieb man alle Kulturschöpfungen der Geschichte zu. Träger der Rasseeigenschaften sei das Blut und dieses müsse rein gehalten werden. Alle anderen untereinander vermischten Rassen wurden als minderwertig betrachtet. Die „Artenreinheit“ der arischen Rasse ist der Grundstein für den Anspruch Hitlers auf „Gewinn von Lebensraum im Osten“, mit dessen Hilfe die „arische Herrenrasse“ Europa und dann die Welt beherrschen wollte.

Der Judenhaß wurde zum beherrschenden Motiv seines Handelns, zur einzigen, niemals verleugneten Grundlage seiner „Weltanschauung“. Der Antisemitismus war gleichzeitig jedoch auch ein Instrument im Kampf um die Macht:

„Die Propaganda des Antisemitismus ist in allen Ländern das geradezu unentbehrliche Hilfsmittel für die Verbreitung unseres politischen Kampfes.“ Der Jude dürfe keineswegs völlig ausgerottet werden. „Nein“, erwiderte Hitler, „ dann müßten wir ihn erfinden. Man braucht einen sichtbaren Feind, nicht einen unsichtbaren.“

Eine totalitäre Ideologie muß den aufgepeitschten Emotionen und Aggressionen ihrer Anhänger einen sichtbaren Gegner zeigen, so daß seine Bekämpfung die eigene Sache rechtfertigt.

Quellen

  • 676
    676. Erich Gritzbach (Hg.) , Hermann Göring, Reden und Aufsätze Zentralverlag der NSDAP, , München 1938 , S. 136.
  • 677
    677. Eberhard Aleff , Das Dritte Reich , Edition Zeitgeschehen Fackelträger-Verlag, , Hannover 1970 , S. 10ff.

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