www.ghetto-theresienstadt.info - Ein Nachschlagewerk

Jöckel, Heinrich

Der Kommandant der =>Kleinen Festung Heinrich Jöckel ist nachweislich an der Misshandlung und brutalen Tötung von mehreren Häftlingen beteiligt gewesen. Nach Angaben von überlebenden Häftlingen soll Jöckel die Reduzierung der Essensrationen für jüdische Häftlinge angeordnet haben; er soll den Befehl gegeben haben, jüdischen Häftlingen medizinische Hilfe zu versagen und sie in die Arbeitskommandos zu stecken, in denen die schwerste Arbeit zu verrichten war. Er wohnte mit seiner Frau und seinen Töchtern in einer geräumigen Wohnung des Herrenhauses. Auf Fotos ist er zusammen mit Ausbildern zu sehen, gerne in Reithosen, mit Hitlerbart und ernstem Gesicht.

Am 5. Mai 1945, wenige Tage nachdem Jöckel auf Weisung der Gestapoleitstelle Prag vom 2. Mai noch 53 Personen in der =>Kleinen Festung hatte hinrichten lassen, verließ er mit seiner Familie, den Aufseherfamilien Schmidt, =>Wachholz und =>Rojko in Krankenwagen das =>Gestapogefängnis. Sie fuhren zunächst nach Lovosice. Hier trennte man sich. Während die =>Wachholz, =>Rojkos und Schmidts sich in Richtung Karlsbad orientierten, setzte sich Jöckel, der hier bereits Zivilkleidung trug, mit seiner Familie ab. Jöckel, so konnte man dies später rekonstruieren, verließ wenig später seine Frau und seine Töchter. Während seine Frau Alice mit den beiden Töchtern nach Chemnitz fuhr, reiste er nach Offenbach zu seiner Schwester. Einem Freund vertraute er an, daß er nach Hamburg wolle, um dort als Werftarbeiter anzuheuern. Kurz bevor er Offenbach verließ, meinte er, er wolle nach Haiger bei Dillenburg, um sich dort eine neue Existenz aufzubauen. Die Familie Jöckel war dort tatsächlich auch für einige Zeit zusammen. Am 1. Juli 1945 wurde der ehemalige Festungskommandant vom amerikanischen Spionageabwehrdienst verhaftet und am 26. Januar 1946 an die Tschechoslowakei ausgeliefert. Nach zehntägigem Verfahren und dem verkündeten Todesurteil wurde er am 25. Oktober 1946 in =>Litoměřice gehenkt. Während der Untersuchungshaft war Jöckel in einer Zelle des I. Hofes der =>Kleinen Festung gefangengehalten worden. Quelle: 482) 986)