Gegenüber dem Tor mit der Aufschrift „Arbeit
macht frei“ befanden sich nebeneinander die Zelle
für sowjetische Kriegsgefangene (Zelle
Nr. 1) und die
Zellen
Nr. 2 und 3 für die jüdischen Gefangenen. Bis
zu 100 Häftlinge wurden in einer solchen Zelle gefangengehalten. Diese
beiden Häftlingsgruppen unterlagen den schärfsten Haftbedingungen.
Mehr als 1.500 jüdische Gefangene passierten das Gestapogefängnis;
sie waren wegen ihrer politischen Tätigkeit, der Übertretung
der Judengesetze verhaftet oder aus dem Ghetto
in das Gefängnis überstellt
worden. Die Überstellung eines Häftlings aus dem Ghetto
in die Kleine Festung kam einem Todesurteil gleich,
denn die Aufseher hatten es vor allem auf die
jüdischen Häftlinge
abgesehen. In der Kleinen Festung wurde Ende
September 1944 der Vorsitzende des Ältestenrates Eppstein
ermordet; die Theresienstädter
Maler Leo Haas, Otto Ungar und Bedřich Fritta
wurden hier gefangengehalten, bevor sie nach
Auschwitz deportiert wurden; der Maler Ferdinand
Bloch wurde hier brutal erschlagen.
Weitere Zellen waren auf dem I. Hof verteilt.
Die Einrichtung der Zellen auf dem diesem Hof war überall gleich.
Die Häftlinge
drängten sich auf dreistöckigen Pritschen, die aus ungleichem
Holz zusammengezimmert waren. Die Strohsäcke waren mit Hobelspänen
oder Holzwolle gefüllt. Die feuchten Räume konnten nicht
gelüftet werden, obwohl die Zellen mit bis zu 90 Personen belegt
waren. Geheizt wurde fast nie, auch bei starkem
Frost blieben die kleinen „Kanonenöfen“ kalt. Ein
Klosett pro Zelle war bei weitem nicht ausreichend.
Die Glühbirnen
waren aus den an der Decke hängenden Lampen herausgeschraubt
worden. |