Adler, Hans Günther
H.G. Adler wurde am 2. Juli 1910 in Prag/Böhmen geboren. Er studierte zwischen 1930 und 1935 Musik-, Literatur – und Kunstwissenschaft sowie Philosophie und Psychologie an der Prager Deutschen Universität.
Nach der Promotion 1935 war er Sekretär und Lehrer in der Prager Urania und arbeitete für den Tschechischen Rundfunk (deutschsprachige Sendungen).
Von August bis Dezember 1941 war er
in dem jüdischen
Arbeitslager Velká Losenice-Sazava. Dann arbeitete er
bis zur Deportation in einer Liquidationsgruppe der Jüdischen
Kultusgemeinde Prag. Mit seiner Frau und weiteren Verwandten
kam er am 8. Februar 1942 nach Theresienstadt. Seine Frau, Ärztin
und Chemikerin, leitete bis zur =>Deportation nach Auschwitz
das medizinische Zentrallabor. Adler selbst hatte nur
kleinere Stellen inne, Zimmerordonnanz, Hundertschaft,
Kanzleihilfskraft, Barackenbau usw.. Im Rahmen der Freizeitgestaltung
hielt er oftmals Vorträge.
Am 14. Oktober 1944 kam er mit seiner Frau und deren Mutter
in Auschwitz an. Die beiden Frauen wurden am selben Tag noch
im Gas ermordet. Adler passierte das =>Zigeunerlager bevor er am 28. Oktober 1944 nach Niederorschel, einem Nebenlager
von Buchenwald, =>deportiert wurde. Am 16. Februar 1945 kam
er nach Langenstein-Zwieberge, ebenfalls ein Nebenlager
von Buchenwald. Am 9. April entzog er sich der Räumung
des Lagers, am 13. April 1945 war er frei.
Am 22. Juni war Adler in Prag und besuchte bald Theresienstadt, wo ihm durch =>Leo Baeck eine diesem überlassene Tasche mit Aufzeichnungen übergeben wurde. Von Juli bis Dezember half Adler als Erzieher und Lehrer =>Przemyśl Pitter, der sich in schnell geschaffenen Heimen direkt nach dem Krieg jüdischer Kinder annahm und bald darauf deutsche Kinder aus tschechischen Lagern rettete.
Von Oktober 1945 bis Februar 1947 war
Adler Mitarbeiter der jüdischen Museen in Prag, wo er sich vor allem
dem Aufbau eines Archivs der Verfolgungszeit und des
Lagers in Theresienstadt widmete.
In dieser Zeit leitete Adler eine vom Merkaz
Hechaluz initiierte Aktion, deren Ziel es war,
die aus dem Lager geretteten Unterlagen und Dokumente
zu sammeln, um sie nach Palästina zu bringen. Die Aktion wurde
nicht zu Ende geführt, eine Reihe von Materialien
wurden jedoch nach Jerusalem gebracht.Quelle: 3)
Kurzbiographie:
Geboren am 2. Juli 1910 in Prag/Böhmen.
1930-35 Studium der Musik-, Literatur- und Kunstwissenschaft
sowie der Philosophie und Psychologie an der Prager
Deutschen Universität.
Nach der Promotion 1935 Sekretär und Lehrer in der
Prager Urania und Tätigkeit für den tschechischen
Rundfunk (deutschsprachige Sendungen).
1942-45 in den Konzentrationslagern Theresienstadt, Auschwitz
und in Buchenwalder Nebenlagern.
Nach Kriegsende Rückkehr nach Prag und Erzieher
für überlebende Lagerkinder sowie Mitwirkender
beim Aufbau des Prager Jüdischen Museums.
1947 Emigration nach London, wo er als Privatgelehrter
und Schriftsteller lebte.
1973 Präsident des P.E.N.-Zentrums deutschsprachiger
Autoren im Ausland.
1977 österreichischer Ehrentitel Professor.
1980 Ehrendoktorat der Pädagogischen Hochschule
Berlin.
Gestorben am 21. August 1988 in London/Großbritannien.
Preise, Auszeichnungen:
1958 Leo-Baeck-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland
1969 Charles-Veillon-Preis Schweiz
1974 Buber-Rosenzweig-Medaille für humanitäre
Leistungen des Deutschen Koordinierungsrats für
Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Frankfurt/Main
Werke:
·
"Theresienstadt. 1941-1945. Das Antlitz einer Zwangsgemeinschaft",
Geschichte Soziologie Psychologie. Tübingen: Mohr,
1955.
·
"Die Juden in Deutschland. Von der Aufklärung bis
zum Nationalsozialismus", Vorw.: H. G. Adler. München:
Kösel, 1960.
· "Unser Georg und andere Geschichten", Wien: Bergland, 1961.
·
"Der Fürst des Segens. Parabeln, Betrachtungen, Gleichnisse",
Bonn: Bibliotheca Christiana, 1964.
· "Sodoms Untergang. Bagatellen", Bonn: Bibliotheca Christiana,
1965.
· "Panorama. Roman in zehn Bildern", Olten, Freiburg/Br.:
Walter, 1968.
·
"Kontraste und Variationen", Würzburg: Echter-Verlag,
1969.
·
"Ereignisse. Kleine Erzählungen und Novellen", Olten,
Freiburg/Br.: Walter, 1969.
·
"Der verwaltete Mensch. Studien zur Deportation der Juden
aus Deutschland", Tübingen: Mohr, 1974.
·
"Viele Jahreszeiten. Gedichte", Wien, München: A.
Dürer, 1975.
· "Spuren und Pfeiler", Ill.: Friedrich Danielis. London:
Alphabox Press, 1978.
·
"Blicke. Gedichte 1947-1951", Berlin: Verlag europäische
Ideen, 1979.
· "Stimme und Zuruf. Gedichte", Nachw.: Manfred Bieler. Hamburg:
Knaus, 1980.
· "Hausordnung. Wortlaut und Auslegung", Wien: Wiener Journal
Zeitschriftenverlag, 1988.
·
"Die unsichtbare Wan", [ursprünglicher Titel: "Die
Wand"]. Roman. Nachw.: Jürgen Serke. Wien,
Darmstadt: Zsolnay, 1989.
· "H. G. Adler - Der Wahrheit verpflichtet. Interviews,
Gedichte, Essays", Hrsg. v. Jeremy Adler. Gerlingen: Bleicher,
1998.
· "Eine Reise. Roman", Nachw.: Jeremy Adler. Wien: Zsolnay,
1999. Quelle: 32)