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Rundgang durch das Gestapogefängnis Kleine Festung

 

 Station 28

IV. Hof

Wachturm

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Auf dem Wall über dem vierten Hof war ein Wachturm installiert. Der mit einem Maschinengewehr bewaffnete Posten konnte von diesem Punkt aus den ganzen Hof kontrollieren.

An der Spitze des IV. Hofes sieht man noch heute Einschusslöcher in der Wand. Im März 1945 wurden nach der missglückten Flucht dreier Häftlinge einer von ihnen und zwei weitere wahllos aus der Kartei herausgefischte Häftlinge als Warnung an alle anderen Häftlinge an dieser Stelle hingerichtet. Mit ihnen starb an dieser Mauer am gleichen Tag die Pragerin Terezie Grünova. In einem Fernschreiben aus Prag hatte man ihre Hinrichtung angeordnet.

Direkt vor der Erschießungswand befanden sich auf der rechten und linken Seite des IV. Hofes Massenzellen, die gewölbeartig in die Festungswälle hinein gebaut sind. Doppelstockpritschen an den Wänden, kleine Nischen für den Zellenältesten, feuchte Wände, ein kleiner Kachelofen, kleine Fenster, die nur wenig Licht gaben.

In die Zelle Nr. 39 wurden hier zu Beginn des Jahres 1944 englische Kriegsgefangene einquartiert, die zwar ihre Uniformen behalten durften, auf Jöckls Anweisung jedoch wie alle anderen Häftlinge behandelt werden mussten. Die Gruppe der Kriegsgefangenen umfasste 142 Personen. Sie wurden kahlgeschoren und bekamen die gleichen Essensrationen; Pakete des Internationalen Roten Kreuzes wurden ihnen nicht ausgehändigt. Den übrigen Häftlingen wurde der Kontakt mit ihnen verboten. Bald darauf wurden sie mit unbekanntem Ziel abtransportiert.

Die Zellen Nr. 37 und Nr. 38 mussten im Frühjahr 1944 von den Häftlingen geräumt werden. Nachdem sie frisch geweißt worden waren, nahmen sie vorübergehend eine Gruppe von französischen Kriegsgefangenen auf, die ebenfalls keinen Kontakt zu anderen Häftlingen haben durften, sich aber auf dem Hof frei bewegen konnten. Auch diese Gruppe blieb nur für kurze Zeit. Ende April wurde die Gruppe an einen unbekannten Ort überführt.